• Italienisches Lebensgefühl vom Feinsten (II)
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Zuletzt im Sommer 2022

Ein Spaziergang durch das wunderbare Udine im Nordosten Italiens: Von der Piazza I. Maggio ging es
durch die Via Mercatovecchio zur Piazza Libertà mit dem wunderschönen venezianisch angehauchten Palazzo Communale, danach gab es Tiepolo-Gemälde im Duomo di Santa Maria Annunziata  zu bestaunen. Dann ein Aperitivo auf der schönen Piazza Giacomo Matteotti, dem Salon der Stadt, und nun stehen wir vor einem
weiteren Highlight: Dem erzbischöflichem Palais, dem Palazzo Arcivescovile
mit dem Museo Diocesano e Gallerie del Tiepolo.

Am Ende des Spaziergangs noch ein weiteres Kultur-Highlight: Von der Piazza Matteotti geht es zurück Richtung Piazza della Libertà und von dort durch die Via Daniele Manin durch die schön erhaltene Porta Manin (Stadttor) zum Giardino Arcivescovile und dem gegenüber liegenden Palazzo Arcivescovile (erzbischöfliches Palais).

Der aus dem 18. Jahrhundert stammende Palast, dessen Ursprünge auf das 15. Jahrhundert zurückgehen, war von 1593 bis 1751 der Wohnsitz der Patriarchen von Aquileia und ist nun Wohnsitz des Erzbischofs. Seit 1995 sind hier das Museo Diocesano (Diözesanmuseum) und die Gallerie del Tiepolo untergebracht. Die Sammlung umfasst etwa 700 Werke, darunter Fresken von Giambattista Tiepolo aus dem 18. Jahrhundert, der im Auftrag des damaligen Patriarchen Dionisio Dolfin die Decke des Scalone d' onore (Ehrentreppe), die Galleria degli ospiti (Besuchergalerie) und die Sala rossa (Roter Saal) schmückte.

Ein bisschen muss man sich schon den Hals verrenken, wenn man die Prunktreppe hinaufsteigt und zugleich Tiepolos Werke an der Decke bewundern will: Da stürzen die Engel förmlich auf einen herunter. Eindrücke, die man erst mal verarbeiten muss. Auch in der Tiepolo-Gästegalerie ist man erst mal überwältigt vom Gesehenen: Der 1727/28 enstandene Freskenzyklus, der acht Szenen aus dem Alten Testament zeigt, überfordert das Auge fast.

1729 gestaltete Tiepolo auch die Decke der Sala rossa mit einem Fresko, das "Il Giudizio di Salomone" (Das Urteil Salomons) zeigt; sehr eindrücklich stellt Tiepolo den farbenfrohen Hof des Königs und die dramatische Szene der Bedrohung durch den Schergen dar.

Ebenfalls sehenswert sind die in der Galleria gezeigten Werke von Giovanni da Udine, Palma il Giovane, etc. Spannend auch die Holzskulpturen (aus dem 12. bis zum 18. Jahrhundert), denen eine komplette Etage des Museums  gewidmet ist. Von großer künstlerischer Bedeutung ist auch die Bibliothek des Patriarchen Delfino, die erste öffentliche Bibliothek in Udine, in der tausende kostbare Bücher bewahrt werden, darunter Miniaturmanuskripte, Inkunabeln und seltene Erstausgaben. Auch hier lohnt es sich den Kopf in den Nacken zu legen: Das Deckenfresko "Triumph der göttlichen Weisheit" des venezianischen Malers Nicolò Bambini dominiert diesen Raum geradezu.

Von der Kunst der Vergangenheit zu Design-Kunst der Gegenwart: Fans außergewöhnlicher Wohn-Accessoires und Möbel werden mit Sicherheit in meinem Wohndesign-Lieblingsgeschäft in Udine fündig, bei Cumini-Emporio (Via Porta Nuova 13). Hinter der Geschäftsfassade in warmen orange-rot verbirgt sich ein kleines Paradies an gut kuratierten Must-haves internationaler wie auch italienischer Labels.

Shopping-Paradies Udine
Gleich warnend vorweggesagt: Udine macht es einem leicht, zu leicht – nämlich Geld auszugeben. Eine Boutique reiht sich an die nächste und es gibt eine große Auswahl abseits gängiger internationaler Ketten. Ein großes Angebot an Modelabels (auch italienischen) gibt es z. B. bei Web City (Via Mercatovecchio 27), on top findet man in dem mehrstöckigen Geschäft auch eine große Auswahl an Sneakers und eine umfangreiche Interieur- und Wohnaccessoires-Abteilung. Gleich daneben Al Principe Calzature, ein wahres Paradies für alle Schuh-Afficionados (Via Mercatovecchio 29). Lässige Damen-Mode, aber zu nicht gerade kleinen Preisen findet man bei Cumini City Woman + Accessori (Via Mercatovecchio 18).

Zwei Geschäften im Stadtzentrum sollte man auf jeden Fall einen Besuch abstatten: Das eine, die Cappelleria Zagolin (ein Hutgeschäft), liegt ebenfalls in der Via Mercatovecchio (Nr. 3). Das Geschäft ist eine wahre Institution in Udine: Denn seit fast 200 Jahren wandern in diesem Laden, der sich in einem denkmalgeschützten Gebäude befindet und fast ein bisschen museal anmutet, hochwertige Hüte über die Budel. Wobei, einen Hut muss man ja nicht unbedingt kaufen, im Angebot hat das Zagolin auch Handschuhe und diverse Accessoires, vieles klassisch, aber auch vieles davon überraschend modern.
Unbestritten eines der schönsten Geschäftsportale hat die Profumeria Regina di Saba und schon allein deswegen sollte man einen Abstecher in die Via Cavour (Nr. 17a) machen.

Am Schluss noch ein Tipp für ein Geschäft, an dem man nicht unbedingt vorbei kommt, liegt es doch etwas verborgen in einer kleinen Gasse (Vicolo della Banca, von der Porta Nuova kommend): Im Temporary Permanent findet man ein kleines, aber feines und sich ständig weiterentwickelndes Angebot an Illustrationen, Fotografien, Kunstobjekten, (Wohn-)Design-Gegenständen, etc. Originalwerke und Unikate, limitierte Auflagen warten hier auf Sammler, Design-Liebhaber und Neugierige. Mich erinnert jeden Tag eine dort erworbene Schwarz-Weiß-Fotografie an der Wand unseres Vorzimmers an meine Lieblingsstadt im Norden Italiens…

Eine besonders hübsche Ecke Udines ist die Gegend hinter der Galleria Bardelli: Von der Piazza Giacomo Matteotti geht man durch die Galleria Bardelli Richtung Via Antonio Zanon. Dort sitzt man z. B. gemütlich im Bottega del Caffe, mit Blick auf das üppige Blumenangebot des Blumenladens Fiori di città.

Auch abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten ein wenig durch Udine flanieren, das sollte man auf jeden Fall tun. Denn die Stadt hat so viele hübsche kleine Gassen und charmante Plätze und vor allem realisiert man hier sehr schnell, dass Udine glücklicherweise noch nicht, wie so manche andere Stadt, zu einem kleinen Tourismus-Disneyland verkommen ist. Hier wird gelebt, und wer sich abseits der Hauptachsen des Zentrums bewegt, der bekommt durchaus einen Einblick in das authentische Leben dieser italienischen Kleinstadt.

Udine ist übrigens auch bekannt für seine zahlreichen Veranstaltungen und Festivals: So zieht z. B. das Far East Film Festival, das größte Festival für asiatische Filme in Europa, mittlerweile ein treues Publikum an. Zu Bekanntheit gebracht hat es auch das Udine Jazz Festival (More than Jazz), das immer im Sommer stattfindet.

Und wie immer in italienischen Städten gilt: Es lohnt sich ein Auge für schöne Details zu haben, denn deren gibt es auch in Udine zahlreiche. Von stillvollen Türklopfern über schöne Schriftzüge bis hin zu außergewöhnllichen Türen, Fenstern und Balkonen.

Noch ein Tipp zum Schluss: Wer Fußball-Fan ist und speziell italienischen Fußball mag, so wie ich, der sollte versuchen Karten für ein Spiel im Bluenergy Stadium (früher: Stadio Friuli) zu bekommen. Der 1896 gegründete Verein Udinese Calcio trägt hier seit 1976 seine Heimspiele aus; bekannt ist der Verein auch als I Bianconeri (Die Weiß-Schwarzen), I Friulani (Die Friulaner) oder Le Zebrette (Die kleinen Zebras).

2013 übernahm der Verein das Stadion von der Stadt Udine. Im selben Jahr wurde mit der Modernisierung des Stadions begonnen, im Dezember 2015 wurde der Neubau der im Zuge des Umbaus abgerissenen Tribünen fertiggestellt. Das Stadion bietet heute rund 25.000 Zuschauer:innen Platz, alle Zuschauertribünen sind überdacht. (Wie man auf den Fotos sieht, waren wir noch vor dem Umbau des Stadions bei einem Spiel gegen Napoli.)

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Wer Teil 1 des Udine-Spaziergangs verpasst hat, hier geht es lang.

Stylisches Urlaubwohnen? Gelingt besonders gut im Hotel Clocchiatti Next bei Aldo und seinem Team.

Udine besuchen, aber zwischen Weingärten in den Colli Orientali del Friuli schlafen? Am besten im romantischen Boutique-Hotel Castello di Buttrio.

Gut essen in Udine und Umgebung? Hier gibt es meine persönlichen Empfehlungen...




Wie immer ist dieser Blog-Beitrag unbeauftragt und daher auch unbezahlt entstanden. Dafür ist hier umso mehr Arbeit und Herzblut hineingeflossen...