Udine… wie? Werde ich oft von Freunden aus Deutschland gefragt – wo liegt denn das?
Im Nordosten Italiens, in der Region Friaul-Julisch Venetien, und damit für viele Österreicher:innen eine beliebte Destination, wenn man ein dringendes Bedürfnis nach Italianità hat – und damit nach gutem Essen, dem besten Aperol Sprizz überhaupt, nach lässiger Mode, nach Kunst und Kultur, ganz einfach nach diesem
unvergleichlichen italienischen Lebensgefühl…
Von Wien nach Udine sind es mit dem Auto knapp fünf Fahrstunden. Ist erst mal Kärnten hinter sich gelassen und die Grenze überquert, steigt die Vorfreude auf Udine ins Unermessliche. Im Auto wird die italienische Playlist angeschmissen und die Laune steigt sekündlich. Ach, endlich wieder Udine, endlich wieder in unserem Lieblingsrestaurant essen, endlich wieder auf unseren Lieblingspfaden durch die Stadt flanieren, nachmittags an der Piazza Matteotti sitzen und einen Aperitivo nehmen. Endlich wieder da, wo es uns einfach so grandios gut gefällt. Und, das stelle ich nun fest, es ist gar nicht so einfach über eine Destination zu schreiben, an der man schon unzählige Male war. 20 Mal bestimmt, vermutlich war es viel, viel öfter. Denn oft ist Udine auch unser erster Stopp, wenn es weiter in den Süden Italiens geht, in die Toskana, nach Umbrien, in die Emilia-Romagna, in die Marken, die Lombardei oder ins Piemont, oder gar an die ligurische Küste. Und zugleich ist es oft unser letzter Stopp, bevor wir am Weg retour nach Wien unser Lieblingsreiseland wieder verlassen müssen.
Wo also anfangen, wo aufhören mit einem Bericht zu einer Stadt, die einem schon so seltsam vertraut ist? Auf der man vielleicht öfter mal woanders abbiegen sollte, um doch noch etwas Neues zu entdecken? (Aber was sollte das sein, fragt man sich gleichzeitig – denn man ist doch gefühlt schon jede Gasse der Stadt abgeschritten?). Es wird also ein Spaziergang durch Udine sein – durch diese gut situierte, lebendige, fröhliche, scheinbar immer gut aufgelegte 100.000 Einwohner:innenen-Stadt im Nordosten Italiens, die so jung wirkt, auch weil hier so viele Student:innen leben. Ein Spaziergang, auf den ich in meinem Bericht gerne alle mitnehme...
Gewohnt wird, und das ausschließlich und immer, bei Aldo und seinem großartigen Team im Hotel Clocchiatti. Nach ein paar ersten anderen Übernachtungsorten in Udine haben wir eines Tages das Clocchiatti für uns entdeckt – und seitdem gibt es nichts anderes mehr für uns. Denn es vereint sovieles in sich, was wir mögen: Großartige Urlaubswohnkultur im modernen Next-Hotelanbau (wer es klassischer mag, übernachtet einfach im Stammhaus, der historischen Villa), ein wirklich wunderbares Frühstück, ein Pool im grünen Innenhof, der im Sommer einfach Gold wert ist, und, last but überhaupt nicht at least: Tolle Gastfreundschaft. (Mehr dazu gibt es in diesem meinem Hotel-Bericht.)
Von dort ist man in längstens 15 Minuten zu Fuß im Stadtzentrum angelangt; für uns genau die richtige Gehdistanz ins Zentrum, wenn wir uns nach einem ausgiebigen Abendessen noch ein wenig die Beine vertreten wollen. Die Piazza Primo Maggio ist damit die erste Station, wenn man sich auf den Weg ins Stadtzentrum macht: Selten tut sich hier nichts, oft spielt es sich hier richtig ab: Denn der große hügelige, von hohen Bäumen beschattete Platz beheimatet die unterschiedlichsten Veranstaltungen – vom klassischen Luna Park über Märkte bis hin zu diversen Festivals und anderen Events. Und: Von hier aus hat man bereits einen Blick auf den Burghügel mit dem Castello (dazu später mehr).
Von der Piazza Primo Maggio geht es dann über die Via Porta Nuova hinein in die Innenstadt, über die Via Bartolini in die breite Via Mercatovecchio: Hier bekommt man bereits einen ersten guten Eindruck, wofür Udine steht – elegante Häuser, in deren Laubengängen sich schöne Mode- und Interieur-Geschäfte, kleine Bars und Cafès befinden (im Sommer mutiert die Straße zu einem einzigen Schanigarten).
Wo die Via Mercatovecchio die Via Rialto kreuzt (und dieser Name kommt nicht von ungefähr, wie man gleich feststellen wird), stößt man auf die Piazza della Libertà: Der elegante Platz ist Mittelpunkt und Schmuckstück der Stadt zugleich, und – unübersehbar – ist der Platz stark venezianisch geprägt.
Zur Rechten nicht zu übersehen der großzügige Palazzo Communale: Die rosa-weiß-gestreifte Marmorfassade erinnert frappant an den Dogenpalast in Venedig. Im Untergeschoss, über ein paar Treppen zu erreichen, befindet sich die Loggia del Lionello, eine wunderschöne Arkadenhalle. Was sofort ins Auge sticht: Der spiegelnde Marmorboden. Oft haben wir hier schon, na gut, vielleicht auch, weil das eine oder andere Glaserl mehr beim Abendessen genossen wurde, nächtens sehr beschwingt ein paar Walzerrunden gedreht.
Auf der anderen Seite der Piazza befinden sich die lang gestreckte Loggia di San Giovanni und der Uhrenturm (von Giovanni da Udine), und auch dieser erinnert sehr an Venedig, an den Uhrenturm am Markusplatz. Ebenfalls nicht zu übersehen: die zwei großen Statuen auf der Piazza della Libertà, Hercules und Cacus, die von Justitia und einem Brunnen flankiert werden, auf dem der geflügelte Löwe Venedigs thront.
Wer einen Blick über die Loggia di San Giovanni hinauf wirft, sieht dahinter den Burghügel aufragen, mit dem Castello, das aus dem 16. Jahrhundert stammt, bei den massiven Erdbeben von 1976 aber stark beschädigt wurde. Kunstfans sind hier gut aufgehoben: Im Castello befinden sich die Civici Musei di Storia e Arte del Castello, eines davon ist die Galleria d`Arte Antica, wo Werke namhafter Künstler vom 15. bis zum 19. Jahrhundert (wie Tiepolo, Pordenone , Palma il Giovane oder Caravaggio) gezeigt werden. Besonders schön der große Salone del Parliamento mit vergoldeten Friesen und beeindruckenden Wand- und Deckenbildern. Ebenfalls im Castello angesiedelt das Museo Risorgimento, das die Unabhängigkeitskriege gegen Österreich thematisiert. Einen schönen Ausblick auf die Stadt und die Umgebung hat man von da oben naturgemäß auch…
Von der Piazza schlendern wir die Via Vittorio Veneto entlang, bis sie auf die Via dei Calzolai stößt: Und damit befinden wir uns auch schon beim Dom von Udine, der Cattedrale di Santa Maria Annunziata, ursprünglich im gotischen Stil errichtet, wurde die Kirche mehrmals umgestaltet und im 18. Jahrhundert barock umgebaut. So unspektakulär er auf das erste von außen wirken mag, im Inneren überraschen dann zahlreiche Altäre mit Gemälden von Giovanni Battista Tiepolo (und zwar in der ersten, zweiten und vierten Kapelle rechts). Sehenswert auch das Deckenfresko „Mariä Himmelfahrt“, ebenfalls von Tiepolo geschaffen – zu finden im rechts neben dem Dom stehenden Oratorio della Purità, angeblich in nur drei Wochen von dem berühmten Künstler geschaffen.
Von der Piazza del Duomo geht es Richtung Via Cavour, und von dort durch die Via Paolo Canciani zur Piazza Giacomo Matteotti, dem ehemaligen Marktplatz und zugleich dem Salon der Stadt. Eine Piazza wie aus dem italienischen Bilderbuch: Mit Kopfsteinpflaster, schönem Brunnen, hübschen Häusern, die den Platz umgeben, und schattenspendenden Arkaden. Auch hier ist der venezianische Einfluss an so mancher Hausfassade abzulesen. Besonders schön auch die Kirche San Giacomo, die innen üppigen Barock zeigt; auf den ersten Blick fällt an der Fassade gleich der Balkon über dem Portal auf, auf welchem früher für die Händler und Marktbesucher:innen Gottesdienste abgehalten wurden.
Schon ab dem frühen Vormittag sind die zahlreichen Cafés und Bar an der Piazza gut besucht – man trifft einander zum Tajut, einer im Friaul beliebten und gelebten Tradition: Ein Gläschen Wein, zur Aperitivo-Zeit (also unter der Woche nach der Arbeit bzw. vor dem Abendessen), aber auch gerne am Samstag-Vormittag, vor dem Mittagessen. Da wird geplaudert und getrunken, und dann bricht man zum Shopping in die zahllosen Geschäfte rund um die Piazza auf, oder aber das Mittagessen ruft bereits.
Die Piazza Giacomo Matteotti ist das Herz der Stadt, das irgendwie zu jeder Tageszeit zu schlagen scheint. Auch wir machen hier eine Pause, trinken einen Kaffee, nehmen einen Aperitivo, beobachten das rege Treiben, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen, seufzen zufrieden, ach Udine.
Wer sich dann in diesem Viertel weitertreiben lässt, wird hübsche Straßen und kleine Plätze mit vielen guten Restaurants und Bars entdecken, z. B. in der Via Pellicerie oder in der Via Paolo Sarpi – einige persönliche kulinarische Tipps gibt es in diesem Blog-Beitrag.
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Hier geht es weiter mit dem Spaziergang durch Udine: Teil 2 des Berichts.
Stylisches Urlaubwohnen? Gelingt besonders gut im Hotel Clocchiatti Next bei Aldo und seinem Team.
Udine besuchen, aber zwischen Weingärten in den Colli Orientali del Friuli schlafen? Am besten im romantischen Boutique-Hotel Castello di Buttrio.
Gut essen in Udine und Umgebung? Hier gibt es meine persönlichen Empfehlungen...