Gut essen im Friaul: Es gibt neue Tipps – von traditioneller, friulanischer
über sizilianische Küche bis hin zu einem (Design-)Tempel für Süßes...
Am Abend des Ostersonntags (2022) im Friaul ein Restaurant zu finden, das nicht geschlossen ist, ist eine Herausforderung; ich kassiere eine telefonische Absage nach der nächsten. Schon fast freunden wir uns mit dem Gedanken an, dass das Stück geweihte Brot, das uns ein paar ältere Damen in Gorizia zugesteckt haben, als wir eine Kirche besichtigten, und die harten Eier aus dem Osternest als Dinner herhalten müssen. Zur Krönung danach dann ein Osterhase. Aber dann rettet uns ausgerechet ein Ort namens "Corona". Selten waren wir in den letzten zwei Jahren so froh, dieses Wort zu sehen. Die Trattoria Al Piave hat geöffnet – und sogar noch ein Plätzchen für uns gefunden. Im Schankraum, praktischerweise gleich neben dem Weinkühlschrank, bekommen wir einen Tisch und dürfen uns dann über eine deftige Bohnensuppe, Bucatini all`Amatriciana, kalten Schweinsbraten à la Friuli mit viel Kren und butterweich geschmortes Lamm freuen. Dazu ein Glas Friulano vom Weingut Luisa, zum Abschluss noch eine Crema Catalana – da hatte der Schokohase noch mal Glück, für heute zumindest. Und wir natürlich auch.
Trattoria Al Piave
Mariano del Friuli
Via Cormons, 6 - Fr. Corona
Sie gehört zum Weingut Collavini: Die Osteria Della Ribolla, die ihren Fokus auf regionale friulanische Küche legt. Und diese ist wie man weiß mitunter recht deftig. Zuerst haben wir ein wenig Bedenken, dass wir hier an eine Touristenadresse geraten sind, der große Parkplatz vor der Osteria hätte uns beinahe abgeschreckt. Aber dann sind wir nur von ItalienerInnen umgeben, die deftiges Essen offensichtlich gewohnt sinid: Denn mit Faszination beobachten wir das Paar am Nebentisch, das ein mächtiges Frico friulano (bestehend aus Kartoffeln und Käse, manchmal auch zusätzlich mit Speck zubereitet) verputzt, zu dem obendrein auch noch Polenta gereicht wird, damit an diesem Tisch auch wirklich niemand hungrig aufsteht. Wir schwanken zwischen Bewunderung und Staunen und sind beruhigt, dass die beiden die wirklich groß geratene Portion Frico nicht zur Gänze bewältigen können und der Rest als doggybag mitgenommen wird. Auch unsere Wahl ist fleischdominiert (denn vegetarische Alternativen gibt es hier kaum), wobei meine mit Salsiccia und roten Rüben gefüllten Crepes (Fagottino di crespella) noch als relativ harmlos durchgehen. Gut geschmort war auch das Secreto di Patanegra (vom Patanegra-Schwein). Wer sich also vor deftiger, aber sehr guter, eher von Fleisch dominierter Küche nicht scheut, der ist im La Ribolla gut aufgehoben und sitzt außerdem an der Quelle für sehr gute Weißweine von Collavini: Wir probierten den Dosaggio Zero, einen Ribolla Gialla Spumante und den Sauvignon Blanc Fumat DOC Collio – beides hat uns überzeugt.
Osteria Della Ribolla
Via Forum Julii, 2
33040 Cormo di Rosazzo
Sizilianisch essen im Friaul? Ja! Und wie gut noch dazu. Die Antica Trattoria Dominissini ist eigentlich ein Zufallsfund. Schon ein wenig frustriert schleichen wir am Ostermontag durch Cividale in Friuli. Die Sonne scheint, der Himmel könnte nicht blauer sein, die Gastgärten sind voll. Und unsere Idee am Heimweg noch einen Stopp in Cividale einzulegen, um uns kulinarisch etwas Gutes zu tun, scheint gerade zu verpuffen. Doch dann rettet uns ein ziemlich unscheinbarer Restaurant-Hinweis, dem wir durch schmale Gassen folgen. Tatsächlich, ein idyllischer kleiner Innenhof, sizilianisches Essen und in einer halben Stunde bekommen wir sogar einen Tisch, verspricht uns die Patronin. Das Warten lohnt sich: Die April-Sonne wärmt uns den Rücken, im Glas ein guter sizilianischer Weißwein und vor uns stehen sizilianische Spezialitäten – von einer sizilianischen Antipasto-Platte (mit Polpettine agrodolce, Caponata di verdure al forno, Arancino siciliano, Panelle e Sarde a beccafico) und einem Carpaccio di Tonno rosso e Burratina von Gambero über eine köstliche Pasta Norma bis hin zu Spaghetti con le Sarde. Ein kleines Stückchen Sizilien mitten im Friaul, große Empfehlung!
Antica Trattoria Dominissini
Stretta J. Stellini, 12 I Cividale del Friuli
Für mich ist es ein Pflichtbesuch in Cividale: Die Bäckerei Dorbolò unweit des Doms, die zugleich ein Cafè ist. Ein schicker Design-Tempel für Brot und Mehlspeisen, aber, das, was da so äußerst schick präsentiert wird in den Schaukästen aus Marmor und Glas, schmeckt auch außerordentlich gut.
Die namensgebende Gubana – ein Kuchen aus süßem Hefeteig, mit Schichten von Trockenfrüchten und Nüssen gefüllt – ist übrigens ein typisches friaulisches Dessert aus dem Gebiet der Valli del Natisone, das traditionell bei großen Anlässen zu Hause zubereitet wird. Diese Spezialität soll vor 1400 Jahren von den damaligen slawischen Einwanderern in diese Region gebracht worden sein. Das Rezept, nach dem die Gubana im Dorbolò heute gebacken wird, haben die Betreiber von ihrer Großmutter geerbt. Traditionell wid die Gubana vor dem Verzehr auch noch in Sliwowitz getränkt – ein weiterer Hinweis zu Herkunft und Geschichte dieser Spezialität.
Dorbolò La Gubana Boutique
Largo Boiani, 10 I 33043 Cividale del Friuli
Wer mehr Tipps sucht, der kann hier (zu Udine und Spilimbergo) bzw. hier (zu Udine und dem Collio) nachlesen.