Wohnen Sie oben in der Scuola? Wir fühlen uns irgendwie ertappt. Jaaa, wieso? Die junge Frau
hinter der Bar lacht uns an: Wir haben hier nicht so viele Gäste von woanders... und die, die nicht von hier sind,
die kommen eben aus der Scuola.
Ahh ja. Damit wären wir also eindeutig zugeordnet. Es ist nicht viel los hier, in Lusiana, einem kleinen Dorf in Venetien, nahe Asiago, an diesem herbstlichen Donnerstag Abend und wir suchen uns einen Tisch aus. Im einem Eck sitzt ein alter Herr und schaufelt bedächtig einen Berg Nudeln in sich hinein. Aber es scheint ihm zu schmecken, immerhin. Es ist Herbst und wir entscheiden uns für Hirsch – mit Polenta, Pilzen und Spinat. Davor Penna all arrabbiata, so richtig scharf. Gute Wahl, alles kommt frisch zubereitet auf den Tisch, deftig, italienisch-ländliche Hausmannskost, aber wir sind hier ja auch am Land, umgeben von Wäldern, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen. Dazu einen Hauswein, kräftig, ein wenig fruchtig, nichts auszusetzen. Ein Dessert schaffen wir dann einfach nicht mehr. Unser Magen ist sehr zufrieden und wir sind es auch. Und dann verabschieden wir uns... "Back to school?", fragt die junge Frau als wir zahlen. Ja, so in etwa...
Vecchia Osteria Bertiaga
Via Vitarolo 96, Lusiana (Vicenza)
Tel.: 0039 (0) 424 4060 02
Wir fahren bereits zum dritten Mal durch den kleinen Ort Lusiana, wo wir im La Scuola Bed & Brunch wohnen... Verdammt, zische ich, das kann doch nicht sein, irgendwo muss diese Pizzeria doch sein? Mein Magen knurrt bereits unüberhörbar. Wenn wir es jetzt nicht finden, holen wir uns etwas von diesem Takeaway, an dem wir schon drei Mal vorbei gefahren sind.
Es ist ein dunkler Novemberabend im Veneto und langsam verschwindet jegliche Hoffnung die Pizzeria, die uns unsere Gastgeberin empfohlen hat, zu finden. Doch da, ein Ortsansässiger, der gerade Müll in die örtliche Sammelstelle am Straßenrand kippt. Scusi, Signore, kennen Sie diese Pizzeria? Wir können sie einfach nicht finden... Klar, grinst er, ich fahre voraus, fahrt einfach hinter her... Er rast davon und ich versuche mich nicht abzuhängen lassen, dann bremst er abrupt und streckt den Arm aus dem Autofenster und zeigt nach links. Eine, schmale, stockfinstere, von Gebüsch fast zugewachsene Straße führt steil bergauf. Daaaa? Er hupt noch mal kurz und verschwindet auch schon in der Dunkelheit...
Wir nehmen die kurze steile Steigung und landen vor einem langgezogenen, dunklen Gebäude. Wir fahren daran vorbei, danach tut sich ein noch schmälerer Ziehweg auf. Nein, also alles was recht ist, da fahr ich nicht weiter, keine Ahnung, ob das stimmt und ob ich da jemals wieder umdrehen kann. Mein leerer Magen macht mich ungnädig. Und überhaupt... aber da, sagt mein Mann, schau mal, da hängt doch ein Schild, lass uns da mal schauen und dann, tatsächlich, "Albergo" steht da. Die Pizzeria hat Almhütten-Atmosphäre, eine Bar, ausufernd bestückt, dann ein weiterer Raum, mit offenem Kaminfeuer – und das alles mit 60er Jahre Flair, die Zeit scheint hier stillgestanden zu sein. Überall stehen Pokale auf Regalen an den Wänden, der Wirt scheint mal eine Sportskanone gewesen zu sein.
Wir sind anscheinend die einzigen Gäste, wobei, doch, ganz hinten im Eck sitzt ein junges Paar, keine 20, knutschend und weltvergessen. Irgendwie süß. Suchen Sie sich einen Tisch aus, sagt der Besitzer, und das tun wir. Keine 15 Minuten später haben wir unsere Pizza, 80er Style, klassische Belegung, aber knusprig und richtig, richtig gut. Langsam fängt das an Spaß zu machen hier. Rechts von uns, beim Kaminfeuer, hat mittlerweile noch ein Pärchen Platz genommen... auch dort wird geküsst. Wir bestellen uns ein Dessert. Und noch ein Glas Wein. Das ist ja richtig romantisch hier...
Fazit: Ein wenig, nein... SEHR skurriles Ambiente, aber sehr gute Pizza, irgendwie auf eine nostalgische Art romantisch – und obendrein war das Essen unsagbar günstig. So etwas findet man nicht leicht, sprichwörtlich. Sollte man nicht verpassen, wenn man in der Gegend ist.
Pizzeria Dal Baffo Di Dall`Olio Otello
Tel.:
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