Wer im Friaul schlecht isst, macht irgendetwas falsch. Provokativ? Mag sein...
Sie ist meistens einfach, die typisch friulanische Küche, bäuerlich und oft auch deftig und stark saisonal geprägt – aber auf hohe Qualität der Zutaten wird deswegen keineswegs verzichtet, im Gegenteil.
Polenta findet sich auf fast jeder Karte, mal gerührt, aber auch gebacken oder gegrillt. Polentafans essen auch gerne "Toc`in braide", eine cremige Polenta mit Käsesauce und brauner Butter übergossen. Danach am besten ein guter Grappa aus der Region, ohne den geht hier ohnehin nichts... Verfeinert wird die Polenta hier auch oft mit Käse, Fleisch, Wurst oder Fisch oder sie wird als Auflauf mit Garnelen (Polenta pasticciata ai gamberi) angeboten – denn das Meer ist ja nicht fern. Auch Schweinefleisch ist meist auf den Speisekarten nicht wegzudenken und omnipräsent natürlich der Prosciutto di San Daniele, gerne mit Feigen serviert. So manches Restaurant hat auch noch einen Fogolar, eine offene Feuerstelle in der Küche, an der dann z.B. köstliche Bisteccas (Rindersteaks), Schweinerippchen (Crostata di maiale) und natürlich Salsiccie (Bratwürste) gegrillt werden.
Wer es deftig mag, der wird auch Frico con patate probieren (ein köstliches, mit Käse gebackenes Kartoffelgericht), Sanguinaccio (Blutwurst) oder die berühmte Musetto, eine Art Kochwurst aus Schweinefleisch, die traditionell mit Linsen oder auch mit dem für das Friaul typische Brovada serviert wird, ein Gemüsegericht aus fermentierten weißen Rüben – und ja, das klingt nicht nur abenteuerlich. Zum Abschluss dann eine Pinza, ein Kuchen aus süßem Hefeteig oder ein Strudel di mele (Apfelstrudel), denn auch die österreichische Grenze ist schließlich nicht weit...
Aber jetzt gibt´s ein paar persönliche Tipps, gestartet wird in Udine...
Entweder hat man seinen Lieblingswirt, oder eben nicht. Wir haben ihn, auch in Udine. Ein paar Tage in Udine ohne ein Besuch des Ristorante Concordia, direkt am Eingang zur Altstadt? Undenkbar. Voll ist es hier, eigentlich zu jeder Tageszeit und an jedem Tag. Die Udineser mögen die Concordia und sind hier großteils unter sich. Wir starten mit Prosciutto aus San Daniele, friulanisch serviert: Mit eingelegtem saurem Gemüse und gebackenen Parmesan-Chips. Dann Pasta oder Pizza, die Spaghetti Vongole haben mich längst überzeugt, die Pizza mindestens ebenso. Oder doch mal die Seafood-Platte zur Abwechslung? Die Qual der Wahl, denn die Karte ist groß und daneben gehaut haben wir hier noch nie. Dazu eine Karaffe Hauswein, nein, das ist kein Frevel, denn der ist durchaus süffig. Die Mitarbeiter sind seit Jahren die selben, der Chef rennt am allermeisten, wenn es darum geht, seine Gäste zufrieden zu stellen. Laut ist es, gefeiert wird hier, gelacht, getrunken. Neben uns der Herr Rechtsanwalt, der in seinen Akten schmökert, während der Sohnemann die Pizza genussvoll zerstückelt. Wie beim Wirten nebenan halt... (Reservieren ist nicht unbedingt notwendig, zumindest wenn man zu zweit unterwegs ist; für größere Runden lohnt eine Reservierung.)
Ristorante Pizzeria Concordia
Piazza I Maggio, 9/A / Udine
Tel.: 0432 505 813 (Montag geschlossen)
Es ist ein Muss bei jedem Udine-Aufenthalt: Ein Stopp im Jugendstil-Cafè Contarena, bei einem Kaffee oder Sprizz und einem Toast, vor allem, wenn es der köstliche Toast mit Prosciutto cotto, Käse, Pilzen und Artischocken ist. Zu sehen gibt es hier auch immer etwas – Geburtstagsfeiern, Sponsionsfeste, entführte Bräute. Wenn das Wetter gut ist, schmeckt der Sprizz besonders gut draußen, im überdimensionierten Laubengang... Ein Abstecher lohnt sich auch in die dazugehörige Enoteca nebenan.
Cafè Contarena
Via Cavour 1 / Udine
Einmal entdeckt, immer wieder zurückgekehrt: In die Trattoria Ai Frati in der Altstadt von Udine nämlich. Die gemütliche Trattoria auf zwei Ebenen ist eine gute Adresse für entspannte Abende mit Spezialitäten aus dem Friaul, egal ob zu zweit oder in größeren Freundesrunden. Unten, an den Tischen bei der Bar, geht es schon mal laut her, aber auch das hat seinen Charme. Wer es ein wenig ruhiger haben will, ist also im ersten Stock besser aufgehoben. Falsch machen kann man hier bei der Menüwahl nichts, klassisch-italienisch-regional und saisonal ist das Angebot und nicht geschmeckt hat hier noch nie etwas. Reservieren sollte man jedenfalls, im Sommer am besten im kleinen Gastgarten.
Antica Trattoria Ai Frati
Piazzetta Antonini, 5 / Udine
Tel.: +39 0432 506926
Am Rückweg von einem Ausflug in die Umgebung von Udine überfällt uns der Hunger. Wir wollen eine Pizza, jetzt, sofort, gleich. Hier. Und schon finden wir per Zufall die nette Neigbhorhood-Pizzeria Alla Lampara. Die Pizza aus dem Holzofen, das Service flott und freundlich, der Magen glücklich. Was will man mehr.
Trattoria Pizzeria Alla Lampara
Via Anton Lazzaro Moro, 63 / Udine
Es gibt fast nichts besseres als einem warmen Tag vor einer Bar auf der Piazza Giacomo Matteotti zu sitzen und das Treiben auf der Piazza zu beobachten. Mehr Worte braucht es dafür eigentlich schon nicht mehr. Den Stadtbewohnern bei der Passeggiata zusehen lässt sich auch bestens im Gastgarten der Bar Il Delser (Via Cavour 18a).
Da stehen wir nun und drücken uns die Nasen platt an den Schaufenstern der Ciclofocacceria (schräg gegenüber vom Teatro Nuovo Giovanni da Udine), aber es hilft nichts: Das Ding hat zu und bleibt zu. Und wir haben weiter Durst (den wir dann aber doch noch gut löschen können, ein Eck weiter in der Bar Petrarca, siehe weiter unten). Aber weil wir uns so leicht nicht abschütteln lassen und hartnäckig sind, wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben, sind wir bald wieder da, beim nächsten Udine-Aufenthalt. Und siehe da: wir haben Glück – und die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt. Denn die Ciclofocacceria ist nicht nur hübsch, sondern auch der Kaffee schmeckt und die Focaccie sehen mehr als köstlich aus. Da sitzen Mütter mit kleinen Kindern neben IT-Nerds, Künstlertypen und Rad-Fans mit hochgekrempelten Hosenbeinen. Auch ein Anzug-Mann hat sein Glück gefunden mit einer üppigen Focaccia. Und dann entdecken wir auch noch das lokale Craft Beer (Borderline Brewery in Buttrio) im Kühlregal, das uns neulich in der netten Osteria in Cormons so überzeugt hat. Da dürfen doch glatt ein paar Flascherln mit nach Wien...
Ciclofocacceria
Largo del Teatro, 2 / Udine
Argumente, um mit einem Umzug nach Udine zu liebäugeln, finden wir immer wieder. Aber dieses Argument hier ist mehr als überzeugend: 2,50 Euro für einen herrlichen Feierabend Sprizz? Da sitzen wir nun zwischen StudentInnen und Leuten aus der Nachbarschaft, quietschenden Kindern in Kinderwägen mit relaxten Eltern und wollen gerade nirgendwo anders sein. Italien kann so herrlich entspannt sein.
Bar Petrarca
Via Francesco Petrarca, 2 / Udine
Man kommt schwer daran vorbei, ohne einen kurzen Stopp einzulegen, vor allem Nachts, wenn es nach einem guten Abendessen zurück ins Hotel geht – zumindest auf unserem Heimweg ins Clocchiatti liegt es so gut wie immer. Da lockt ein warmes Licht hinter den Fenstern der Osteria Pieri Mortadelle und meist steht auch eine große Schar Nachtschwärmer rauchend davor. Wie sollte man sich da nicht magisch angezogen fühlen? Also noch ein Gläschen Sauvignon aus dem Friaul oder ein lokales Universitätsbier und dann gesellt man sich am besten auch zur Menge vor der Türe. Und dann geht es wirklich heim, na ja, höchstwahrscheinlich halt...
Osteria Pieri Mortadelle
Via Bartolini 8
So eine Stadtbesichtigung macht hungrig, auch wenn es eine kleine Stadt ist, wie Spilimbergo. Durch Zufall landen wir in einer kleinen Seitengasse und dann in der Osteria Bachero. Und wie es aussieht, sind wir heute hier die einzigen, die nicht aus der Stadt sind – gefällt uns. Wir gönnen uns herrliche und zwar wirklich herrliche Spaghetti al ragù, die eben nur hier schmecken wie sie schmecken. Danach Baccalà con Polenta (Stockfisch mit Polenta) und irgendwie haben wir sogar noch Platz für einen herrlichen Strudel fatto in casa (in unserem Fall Apfelstrudel) im Magen, erstaunlich. Gegenüber prasselt das offene Feuer, an den dunklen Tischen in den niedrigen Gasträumen scheint die Zeit ein bisschen stehen geblieben zu sein. Kein Wunder, befindet sich doch bereits seit 1897 ein Lokal in diesem Haus. Deftig isst man hier, bodenständig, regional. Große Empfehlung!
Osteria Bachero
Via Pilacorte, 5 / 33097 Spilimbergo
Kaum in Udine gelandet, geht es auch immer gleich ins Stadtzentrum. Und dort in die nächste Osteria, auf einen Prosciutto oder eine Burrata oder ein paar Stuzzichini. Oder am besten gleich alles. In den Laubengängen vor der Osteria Al Tagliato sitzt es sich jedenfalls sehr gemütlich und wir beobachten die Schlange vor dem Eissalon vis à vis, die immer länger wird. Da könnten wir nachher auch noch hin... Eine gute Anlaufstelle für ein kühles Glas Wein, Stuzzichini und friulanische Spezialitäten ist übrigens auch die Osteria Al Cappello schräg gegenüber – eine Udineser Institution, immer ziemlich voll und nicht nur deswegen sehr gemütlich.
Al Tagliato: Tartine. Ceccetti & buon vino.
Via Paolo Sarpi 4/C - Udine
Osteria Al Cappello
Via Paolo Sarpi, 5 / Udine
Wer hier vom Glas Wein nur ins Bett umfallen will, mietet am besten eines der fünf farbenfrohen Zimmer oberhalb der Osteria.
Weitere Kulinarik-Tipps für das Friaul gibt es hier.