Im Hintergrund läuft Gianmaria Testas Album „Prezioso“ – und ich träume mich auch
gerade in ein Kleinod und wie könnte es anders sein, dieses befindet sich in meinem Lieblingsreiseland,
Italien. Genauer gesagt im apulischen Salento, am Stiefelabsatz Italiens. Und noch genauer gesagt in Corigliano d`Otranto, das fast in der Mitte zwischen Adria und ionischem Meer liegt. Und dessen Altstadt ein Kleinod
namens „Palazzo Marconi“ – mit zwei traumhaft renovierten Apartments – beherbergt ...
Manchmal weiß man zwar noch nicht, wann man wieder an einen Ort aufbricht, den man besonders ins Herz geschlossen hat, aber dafür weiß man schon ganz genau, wo man dort dann gerne sein Quartier aufschlagen würde. Zumindest geht es mir so – mit dem Palazzo Marconi in Corigliano d`Otranto. Dieser hatte ein bisschen ein Schneewittchen-Schicksal: Um 1905 von einer salentinischen Familie erbaut, stand er zuletzt 30 Jahre lang leer. Bis ihn 2018 eine deutsch-italienische Familie wieder wachküsste – und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllte. Drei Jahre lang restaurierten Michaela Störr und ihr Mann Antonio Gargiso das historische Bauwerk, mit Hilfe lokaler Handwerker und viel Liebe für Details, und vermieten darin nun zwei wunderschöne Apartments.
Heute präsentiert sich der Palazzo, der mit seiner aufwändig verzierten Fassade ein Paradebeispiel der süditalienischen Jahrhundertwende-Baukunst ist, in neuem, altem Glanz – auch wenn das ein wenig abgedroschen klingt. Aber ganz offensichtlich ist es den neuen Besitzern bestens gelungen, die Seele dieses Hauses zu erhalten. Und das, was einst besonders war an diesem Haus, in die Gegenwart zu retten: Die sternförmigen, sechs Meter hohen Gewölbedecken ebenso wie die prächtig gemusterten und handgearbeiteten Cementine- und Terrazzo-Böden mit ihren antiken Mustern, die gereinigt und mit einer Fußbodenheizung neu verlegt wurden. Der Palazzo Marconi ist also auch abseits der Sommersaison (in der nicht nur der Wind, sondern auch, wenn gewünscht, eine Klimaanlage in allen Räumen für eine angenehme Kühle sorgt) ein lohnendes Ziel. Ebenfalls erhalten blieben die originalen Türen und Fenster, die von einem ortsansässigen Tischler restauriert wurden. Und wie gelungen Geschichte und Moderne sich finden können, zeigt die Kochinsel im Apartment "Casa San Antonio", die aus toskanischem Carrara-Marmor gefertigt wurde und den historischen Holzofen der Jahrhundertwende mit allen Vorzügen einer modernen Küche kombiniert. Wer nicht immer selbst den Ofen anwerfen will, für den hat Gastgeberin Michaela Störr einen kulinarischen Tipp: Besonders gut isst man in Corigliano d´Otranto im il400 ristorante, ein tolles Fischlokal, wo man im Sommer in einem wunderschönen Innenhof sitzen kann. Und vorab zum Apertitif geht es in die Bar Castello ...
Auch in Sachen Möblierung haben die Gastgeber auf das Besondere gesetzt: Sie wurden von ihnen aus allen Teilen Italiens zusammengetragen. Ein jedes Möbel ist ein Einzelstück, sorgfältig restauriert oder von heimischen Handwerkern individuell gefertigt. Verteilt sind diese auf zwei Apartments: Die „Casa San Antonio“ beherbergt auf 120 Quadratmetern bis zu vier Gäste. Und was mich ganz besonders begeistern würde: Von der wunderschönen Kochinsel aus kann man seinen Blick über die gegenüberliegende Kirche und die Dächer der Altstadt schweifen lassen. Wenn da mal nichts anbrennt...
Die „Casa San Michele“, die im ersten Stock liegt, bietet auf 60 Quadratmetern für maximal drei Gäste Platz und ist im Stil der 50er Jahre und zugleich modern eingerichtet. Ein spannender Kontrast zur Architektur des Hauses. Von der Terrasse hat man direkt Zugang in den Garten, der gemeinschaftlich genutzt wird. Ganz meins wäre übrigens auch das in Beige- und Grau-Tönen gehaltene Bad mit orientalischen Elementen.
Apropos zwei Apartments in einem Palazzo: ideale Voraussetzungen für zwei befreundete Familien, die gemeinsam, aber auch mal gerne für sich das dolce vita im Süden genießen wollen. Zu beiden Wohnungen gehören übrigens auch jeweils zwei Bäder und großzügige Terrassen, mit Blick auf den Garten. Wer sich dort zu einem Lesestündchen zurückziehen will, auf den warten dort schon bequeme Liegestühle …
In Gedanken laufe ich also schon durch den Palazzo – spüre den kühlen Terrazzoboden unter meinen Füssen, schnappe mir ein Glas kühlen, apulischen Chardonnays, setze mich in der immer noch warmen Abendluft auf die Terrasse und lasse meinen Blick über den weitläufigen Garten mit den Zitronen- und Orangenbäumen schweifen. Ich lasse meinen Tag Revue passieren, noch einmal habe ich das herrliche türkise Meer vor Augen, in das ich mich nachmittags gestürzt hatte. Nachdem ich mich zuvor im Duomo von Otranto von dessen unglaublichen Mosaikböden beeindrucken habe lassen. Irgendwie ahne ich nun auch schon die Aromen der frisch zubereiteten Pasta, die wir später in einer der kleinen Trattorien im Ort genießen werden. Aber jetzt, jetzt sitze ich einfach hier, streiche über die Reste von Salz und Sand auf meinen Armen, sehe zu wie der Palazzo allmählich in ein besonders weiches Abendlicht getaucht wird und nippe an dem fruchtig-kühlen Wein. Leben, du kannst so gut sein …
Auch noch gut zu wissen: Corigliano d`Otranto ist im apulischen Salento, am Stiefelabsatz Italiens gelegen. Mit seiner historischen Altstadt zählt die Kleinstadt (laut ital. Touring Club) zu „einem der schönsten Orte Italiens“ und ist alljährlich Bühne für die „Notte della Taranta“, eines der größten Kulturfestivals Süditaliens. Ideal gelegen ist die Kleinstadt auch für all jene, die sich für einen Kultur- und Badeurlaub gleichermaßen begeistern – beides lässt sich bestens kombinieren von hier aus. In Sachen Strand & Meer hat man hier übrigens ein bisschen die Qual der Wahl: Lockt doch auf der einen Seite die Adria bei Otranto (15 Autominuten) und in die andere Richtung das ionische Meer bei Gallipolli (30 Autominuten) – lange Sandstrände oder versteckte Badebuchten, beide Destinationen überzeugen mit abwechslungsreichen Küsten.
Einer meiner Lieblingsstrände befindet sich nahe Otranto, dessen Altstadt ebenfalls einen Besuch wert ist, vor allem der großartige Dom – hier gibt es eine Reportage am Blog dazu. Apulien ist übrigens nicht nur im Sommer eine Reise wert: Dank der wunderschönen Landschaft und einer Vielzahl von kulturhistorisch interessanten Städten (wie z. B. Lecce, die Stadt, in der der Barock nur so Kapriolen zu schlagen scheint – auch dazu gibt es am Blog eine Reportage – oder die Trullistadt Alberobello) lohnt es sich auch über eine Apulienreise abseits der Hochsaison nachzudenken, z. B. im Frühling oder zur Wein- und Olivenernte im Herbst. Wer mit dem Flugzeug anreist, der wird vermutlich den Flughafen Bari (2 Fahrstunden zum Palazzo Marconi) oder (in den Sommermonaten) Brindisi auswählen. Mit dem Zug ging es für mich bisher maximal bis nach Neapel – weiter bin ich mit der Bahn noch nicht in den Süden vorgedrungen. Eine schnelle Recherche hat aber ergeben, dass es z. B. ab Mailand Nachtzug-Verbindungen bis Bari, Brindisi und Lecce gibt, die dann doch wesentlich zeitsparender als die Tagverbindungen aus Österreich, Süddeutschland oder der Schweiz sind. Und ein Stopover in Mailand ist ja auch nicht das schlechteste…
Palazzo Marconi
www.palazzo-marconi.com
Via Guglielmo Marconi 5 I 73022 Corigliano d`Otranto
Email: info@palazzo-marconi.com
Fotos Palazzo: Frogfisher Photography I zur Verfügung gestellt von Palazzo Marconi
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