Wer in den östlichen Collio-Hügeln zwischen Cormòns und Cividale del
Friuli unterwegs ist und Lust auf einen tollen Ausblick gepaart mit Rosenduft hat,
der sollte einen Abstecher zur Abbazia di Rosazzo machen.
Zwischen Cividale del Friuli und Cormòns und etwa zehn Kilometer von der Grenze zu Slowenien entfernt liegt die ehemalige Abtei von Rosazzo, recht einsam auf einem Hügel, inmitten von Weinbergen. Erstmals erwähnt wurde sie 1084 und im Mittelalter Monasterium Rosarium genannt (warum, dazu später). Die ersten Mönche, nämlich Benediktiner, kamen aus Kärnten, aus der Abtei von Millstatt. Was dann folgte, war ein eine wechselvolle und recht brutale Geschichte: Immer wieder musste die Abtei, die mit dem 14. Jahrhundert befestigt wurde, massive Angriffe abwehren. Sie wurde mehrmals in Brand gesetzt, wurde 1509 beinahe komplett zerstört. Aber: Ab 1533 wurden das Kloster als auch die Kirche wieder festungsartig aufgebaut.
Wer zur richtigen Zeit dort ist – also täglich zwischen 9:00 und12:00 bzw. 15:00 und 18:00 Uhr – kann den Kreuzgang sowie Kapitelsaal und Refektorium bzw. die Kirche (kostenfrei) besichtigen. Was sich lohnen dürfte, denn im Kreuzgang aus dem 16. Jahrhundert sollen schöne Fresken zu sehen sein. Darüber hinaus gelangt man von dort auch in den Kapitelsaal (wo bei Restaurierungen Anfang der 1990er Jahre Fresken aus dem 14. Jahrhundert entdeckt wurden) bzw. das Refektorium. In letzterem gibt es ein schönes Fresko mit einer Kreuzigungsszene.
Auch die Kirche (dem Aposel Petrus geweiht), das Herzstück der Abtei, soll sehenswert sein: Gegründet im Jahr 1070, ist sie im romanischen Stil erbaut und beherbergt einige sehenswerte Fresken von Francesco Torbido, einem Maler aus Verona.
All dies konnten wir leider nicht besichtigen, da wir ausgerechnet in der Mittagszeit, als alles geschlossen war, vorbeikamen. (Und damit einmal mehr unseren eigenen Leitspruch missachtet: In Italien zu Mittag maximal in einer Osteria aufkreuzen!) Also blieb uns nur der Gang auf das Belvedere (Terrasse) vor dem Klosterkomplex, wobei hier „nur“ eigentlich der falsche Begriff ist: Denn der Ausblick, den man von hier aus auf die sanften, frühlings-sattgrünen Weinbepflanzten Hügel und die noch schneebedeckten Bergspitzen dahinter hat, ist schlichtweg wunderschön.
Auf Rosen-Fans wartet dann ein weiteres Highlight: Der Rosenpfad. Vom Belvedere geht man über eine Treppe hinunter in einen hängenden Garten und landet in einem kleinen Rosen-Paradies. Neben jüngeren Rosen-Sorten sind hier auch zahlreiche klassische, alte Rosen-Sorten vertreten, darunter u.a. die Essig-Rose (Wildrosenart), die Alba-Rose (eine edle und besonders alte Rosengattung), die besonders intensiv duftende Damaszener-Rose, die Zentifolie (eine Rosengruppe mit gefüllten Blättern, sie wird auch Gartenrose genannt), die Noisette-Rose (entstanden als öfter blühende Kletterrosen Anfang des 19. Jahrhunderts in den USA), die Bourbon-Rose (mit kugelförmigen, großen, gefüllten Blüten), die China-Rose (die wie ihr Name verrät, ursprünglich aus China stammt) und die Wichura-Rose (Halbimmergrüne Kletterrose). So ganz üppig blüht und wuchert es hier noch nicht bei unserem Besuch, aber gut, wir haben ja auch erst (frühe März-)Ostern, und selbst im Friaul ist es da dieser Tage noch nicht so richtig warm. Idyllisch ist es aber jedenfalls, findet auch die süße Katze, die zwischen den Rosenstauden ein wenig vor sich hindöst.
So einiges an barocken Statuen gibt es auf den Terrassen auch zu sehen. Und eigentlich irgendwie keine Überraschung: Die Klostergebäude waren seit dem 18. Jahrhundert Sommerresidenz der Bischöfe von Udine. Eine ziemlich schöne Sommerresidenz, wie ich finde...