Eigentlich ein Skandal, wenn die Freundin, mit der man die Leidenschaft für Italien teilt,
sich einfach so in anderer Begleitung Richtung italienische Blumenriviera aufmacht. Aber wenigstens ist sie wieder mit vielen Tipps und wunderschönen Fotos zurückgekommen...
Barbara, ihr seid nach Nizza geflogen und von dort mit einem Leihwagen nach Sanremo gefahren. Besonders bekannt ist Sanremo für sein Musikfestival – was muss man denn abseits davon gesehen haben?
Sanremo ist eine kleine Stadt mit sehr charmantem Flair, die Villen und Hotels erinnern an den Glanz vergangener Tage. Unbedingt sollte man ausgiebig durch die hübsche Altstadt mit den engen Gässchen flanieren, aber auch entlang der Promenade am Meer und ein Besuch am Yachthafen lohnt auch. Wer gerne Rad fährt, kann sich Räder mieten und Sanremo so erkunden – es gibt gute Radwege. Die schöne Einkaufsstraße Via Matteotti, mit ihren hübschen Boutiquen, sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Weitere Must sees: Das Casino, Villa und Park Nobel – die Villa Nobel war der letzte Wohnsitz und der Sterbeort des schwedischen Industriellen Alfred Nobel (Stifter und Namensgeber des Nobel Preises) – und zahlreiche schöne Kirchen. Darüber hinaus ist Sanremo ein guter Ausgangspunkt für zahlreiche weitere Ausflugsziele in der Nähe.
Wie sieht es mit dem Strandleben in Sanremo aus?
Es gibt hier einen sauberen "Hausstrand", aber auch ganz viele andere schöne Strände in der Nähe.
Ihr habt auch einen Ausflug zu den Giardini Hanbury bei Ventimiglia gemacht, ca. 40 Autominuten von Sanremo entfernt. Ein Highlight?
Absolut. Dieser botanische Garten wurde 1867 vom englischen Geschäftsmann Thomas Hanbury auf rund 18ha Fläche angelegt und gehört heute der Universität Genua. Es ist herrlich hier ein wenig spazieren zu gehen, am besten hinunter zu einem kleinen Cafè, über Wege die sich malerisch an einem Hang hinunter winden, und ja, dann muss man halt auch wieder hinauf. Es ist jedenfalls ein wunderschöner Garten mit Pflanzen und Skulpturen aus aller Welt und einem absolut atemberaubenden Blick aufs Meer.
Botanikfans werden hier jedenfalls so richtig glücklich: Da gibt es die Zone der "Vier Jahreszeiten", eine Aloenzone, eine Zone der Cyclamen, einen japanischen Garten, einen Garten der Gerüche, einen alten Olivenhain, den Salbeigarten, einen Pinienhain, einen Australischen Wald mit Eukalyptusgewächsen und natürlich einen Palmenhain, nicht zu vergessen einen Bananenwald... und vieles mehr. An die 2.000 mediterranen, tropischen und subtropischen Pflanzenarten sind hier zu bewundern und dazwischen finden sich Pergolen, Brunnen, kleine Tempel oder zum Beispiel auch die Statue einer Sklavin, geschaffen vom berühmten italienischen Bildhauer Antonio Canova. Ein wenig Zeit sollte man also jedenfalls mitbringen...
Wenn man ein paar Tage an der Blumenriviera verbringt, was sollte man noch gesehen haben?
Zum Beispiel Bussana Vecchia: Das kleine abgelegene Hippie-Dorf erreicht man in ca. 25 Autominuten. Das Dorf hat seinen ganz eigenen Charme, mit den verfallenen Häusern und der schönen Vegetation. Der mittelalterliche Ort wurde 1887 durch ein Erdbeben zerstört, die Überlebenden verließen den Ort einige Zeit danach, die Siedlung wurde aufgegeben. Anfang der 1960er Jahre kam dann ein Turiner Künstler nach Bussana Vecchia und hat hier eine internationale Künstlerkolonie gegründet. Während der Hippie-Ära sind dann weitere Künstler aus den unterschiedlichsten Ländern hierher gekommen und restaurierten die Häuser. Die Behörden haben zwar immer wieder versucht den Ort räumen zu lassen, aber die Bewohner haben sich erfolgreich gewehrt. Heute gibt es hier also immer noch Künstlerateliers, ein paar nette kleine Geschäfte als auch Restaurants und Bars.
Und wenn man mal so richtig dolce far niente am Strand machen will?
Es gibt entlang der Blumenriviera viele schöne Strände, wir haben z.B. einen Tagesausflug nach Alassio (ca. 1 Stunde Autofahrt von Sanremo) gemacht, dieser Badeort ist auch wegen seines natürlichen Sandstrands sehr gefragt und gehört seit den 1960er Jahren zu den beliebtesten Badeorten an der Riviera. Am Weg dorthin gibt es einiges Sehenswertes, wo ein Stopp lohnt (z.B. Bussana Vecchia). Es gibt hier gute Busverbindungen, wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte auf jeden Fall die Küstenstraße wählen. Der Zeitverlust gegenüber der Route via Autobahn ist nicht so groß und man wird mit einem schönen Blick auf das Meer und die vielen Blumen entlang der Straßen belohnt.
Von Sanremo lohnt sich ja auch ein Abstecher zu den französischen Nachbarn. Ich war mal in Menton, das mir sehr gut gefallen hat...
Absolut, gerade nach Menton, das an der Côte d'Azur liegt, ist es ja nicht weit (ca. 45 Minuten Autofahrt, mit der Bahn ca. 1 Stunde). Den Markt des halles – der 2019 übrigens zum schönsten Markt an der Côte d'Azur gewählt wurde – sollte man sich nicht entgehen lassen und auch nicht den Friedhof Vieux-Château, der besonders malerisch auf dem alten Burgberg über der Stadt liegt. Von hier man auch einen beeindruckenden Blick auf das Meer. Ein weiteres Must: ein Besuch des Musee Jean Cocteau Collection Séverin Wunderman, zumal das wirklich ein architektonischer Hingucker ist. Der Kunstsammler Séverin Wunderman hat seine Privatsammlung mit rund 1.000 Werken des Schriftstellers, Regisseurs und Malers Cocteau der Stadt Menton überlassen.
Und wenn man schon mal an der Côte ist, dann kann man auch einen Abstecher nach Monte Carlo machen (ca. 12km entfernt) und ein bisschen die Yachten im Hafen bestaunen.
Grazie, Barbara, für die Tipps & Fotos. Aber das nächste Mal fahre ich mit...
Werbung aufgrund von Namensnennung/Verlinkungen. Die Reise erfolgte auf eigene Kosten.
destination
BLUMENRIVIERA
Sanremo liegt an der Riviera di Ponente in Ligurien und ist rund 20 Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Aufgrund der vielen Blumenfelder und Blumenmärkte zwischen Sanremo und Bordighera wird dieser Küstenabschnitt auch "Blumenriviera" ("Riviera dei Fiori) genannt; Sanremo ist für seine Nelken- und Rosenzucht und daher als "Blumenstadt" bekannt.
Dank einer sehr geschützten Lage zwischen Capo Nero und Capo Verde herrscht in Sanremo ein gleichmäßig mildes Klima, auch im Winter. Im Sommer ist die kleine Stadt, wie viele andere Orte an dieser Küste auch, ein beliebter Badeort.
Musik-Fans ist Sanremo aufgrund des Sanremo Musikfestivals bekannt, das hier seit 1951 jährlich Ende Februar oder Anfang März stattfindet. Aber auch Sport-Fans dürfte die Stadt ein Begriff sein, denn die Stadt ist Ziel des klassischen Radrennens Mailand - Sanremo.
Literaturbegeisterte wissen zudem: Hier fand einer der berühmtesten Morde der modernen Literatur statt. Tom Ripley, Hauptakteur in "Der talentierte Mr. Ripley" – verfasst von Patricia Highsmith – ermordet hier seinen Gastgeber, auf einem Boot.
gut schlafen
Irgendein Übernachtungstipp, Barbara?
Wir haben in Sanremo in einem kleinen, einfachen Airbnb in unmittelbarer Nähe zum Strand gewohnt. Übrigens, dabei persönlich getestet: Schnell kann’s gehen und man sperrt sich am Balkon aus! Aber die örtlichen Feuerwehrmänner sind auch kurz nach Mitternacht noch einsatzbereit und sehr reizend...
Palais La Nasse:
Noch nicht persönlich ausprobiert, aber bei einem weiteren Sanremo-Besuch ganz oben auf der Liste...
gut essen & trinken
Hast du auch ein paar kulinarische Tipps für Sanremo mitgebracht?
Trattoria Da Tino: Der Fisch wird hier sogar spätabends noch frisch geliefert, alles schmeckt einfach köstlich. Sicherheitshalber reservieren.
Via Gaudio 24, 18038, San Remo /+39 0184 501899
Osteria del Marinaio
Wenn man keinen Platz bei Tino ergattert, dann isst man auch gut quasi nebenan. Mit dem schönsten Kellner von San Remo, ist natürlich eine subjektive Meinung.
Via Gaudio, 30, 18038 San Remo / +39 0184 533354
Und unsere Lieblingsbar...
Punto B
Piazza Bresca 27, 18038 San Remo / +39 333 364 2521