Wir machen wieder mal einen Stopp-over auf dem Weg in Italiens Süden – und dieses Mal in Bologna.
In der Stadt, der viele Attribute zugeschrieben werden: rot, fett, studiert. Schon sehr bald ist uns jedenfalls eines klar: Diese Stadt verdient weitaus mehr Aufmerksamkeit als nur einen 24stündigen Aufenthalt...
Tipp Nr. 2: Piazza Maggiore und die Basilica di San Petronico
Sie ist unzweifelhaft der Mittelpunkt der Stadt und das allein schon deshalb, weil sich unter anderem zahlreiche öffentliche Gebäude um sie scharren: Die Piazza Maggiore. Unbedingt sollte man hier auch abends mal vorbei flanieren, denn beleuchtet wird der Platz durchaus zu einem der schönsten Plätze Italiens – und da gibt es ja reichlich Konkurrenz in Italien, wie etwa den Markusplatz in Venedig, die Piazza dell`Unità in Triest oder die Piazza del Campo im toskanischen Siena. Nicht zu übersehen an der Südseite des Platzes: die Basilica di San Petronico mit ihrer unvollendeten Fassade. Und sie wird diesem Platz mehr als gerecht, gilt sie doch mit ihrer Länge von 132 Metern als eine der größten Kirchen der Welt. Ursprünglich sollte San Petronico in puncto Größe sogar die Peterskirche in Rom übertrumpfen, aber dann ging das Geld für den Bau aus – finanzielle Mittel wie auch Platz kamen dann dem benachbarten ehemaligen Universitätsgebäude Archiginnasio zugute. Man sollte sie aber nicht nur von außen bestaunen, sondern unbedingt auch betreten: Denn innen beeindruckt sofort die von Giovanni di Modena vollständig ausgemalte Cappella dei Rei Magi (das ist die vierte Kapelle von links). Ebenfalls interessant: Der Meridian aus Metall, der sich im Boden von der linken Seitenfront quer durch das Kirchenschiff bis zur Fassade zieht. Zum Leben erwacht dieser, wenn durch ein winzig kleines Loch im Dach ein Sonnenstrahl seinen Weg ins Kircheninnere findet und die schmale Leiste entlang wandert. Fast ein bisschen Magie, finde ich.
An der westlichen Seite der Piazza steht der Palazzo Comunale (das Rathaus), man macht ihn ganz leicht aus, weil über seinem Portal eine gewaltige Bronzestatue thront (Gregor XIII, von 1572 bis 1585 Papst). Dort befindet sich die städtische Kunstsammlung (begehbar über den Innenhof), die Collezioni Comunali d`Arte mit zahlreichen Werken der Bologneser Schule. Sehenswert auch das Museo Morandi, wo man hunderte Werke des Bologneser Malers Giovanni Morandi bestaunen kann, der zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts zählt.
Tipp Nr. 3: Ein bisschen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen im anatomischen Theater
Der Palazzo dell` Archiginnasio war der erste feste Sitz der Universität Bologna. Schräg links hinter dem Dom wurde der beeindruckend große Palazzo 1563 errichtet. In dem Gebäude an der Piazza Galvani befindet sich heute die städtische Bibliothek und – für Besucher:innen der Stadt viel interessanter – das großartige, zur Gänze mit Holz getäfelte Teatro Anatomico mit einem anatomischen Hörsaal und Sezierraum aus dem 17. Jahrhundert. Ein absolutes Must, wenn man in Bologna ist und das definitiv auch für all jene, die sich eigentlich nicht für Medizin interessieren. Zuerst aber betritt man den schönen Innenhof, wo man gleich einmal Zeuge der weitreichenden Geschichte der Universität Bologna wird. Denn hier hängen u. a. zahllose Wappen und Schautafeln von berühmten Hochschullehrern. Schön dann auch der bunt ausgemalte Treppenaufgang, über den man hinauf steigt in das Teatro im ersten Stock – welches auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. Denn während des Zweiten Weltkriegs kam es im Jänner 1944 zu einem massiven Bombenangriff, in Folge dessen das Teatro derart stark zerstört wurde, dass es danach komplett neu aufgebaut werden musste. Zum Glück konnte man dabei weitgehend auf Originalteile zurückgreifen und so sieht man dem Teatro Anatomico heute seine dramatische Geschichte nicht an. Besonders schön: Es besteht komplett aus Tannen- und Zedernholz. Und auch hier sind natürlich berühmte Mediziner der Universität Bologna und bedeutende Ärzte des Altertums mit Statuen verewigt, über allem schwebt Apollo an der Decke, im Kreis der zwölf Sternbilder. Es ist ein wirklich beeindruckender Saal und man sollte hier einfach ein bisschen sitzen und diese außergewöhnliche Atmosphäre auf sich wirken lassen.
Tipp Nr. 4: Neptun und seine Sirenen
Man läuft an ihm eigentlich automatisch vorbei im Altstadtzentrum und kann ihn gar nicht übersehen: den beeindruckenden Neptunbrunnen (an der Piazza Nettuno). Fast dreieinhalb Meter hoch ist die Neptun-Statue aus Bronze, die in der Mitte des Brunnens steht, der zwischen 1563 und 1566 erbaut wurde. Der Wassergott befindet sich in bester Gesellschaft – umgeben von Sirenen und Delphinen. Apropos: Die vier Frauengestalten an den Brunnenecken verkörpern die Flüsse Ganges, Nil, Amazonas und Donau. Die Bologneser haben übrigens einen ganz profanen Namen für ihren Neptun: Sie nennen ihn schlicht „der Riese“.
Und was sonst noch ansehen in Bologna?
Wohl ein Muss für kunstaffine Bologna-Besucher:innen: Einerseits die Pinacoteca Nazionale (Via delle Belle Arti), andererseits das Museo d’arte moderna di Bologna (MAMbo). Während in ersterem neben einer großen Sammlung Bologneser Maler des 14.- 18. Jahrhunderts auch Werke von Tintoretto, Giotto, Raffael, etc. zu finden sind, gilt das Museo d’arte moderna di Bologna als eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst in Italien.
Ein 4 Kilometer langer Arkadengang mit 666 Bögen führt von der Porta Saragozza hinauf zum Santuario della Madonna di San Luca. Nicht unanstrengend ist also der Aufstieg, aber er lohnt sich, sagen die Bologneser. Denn von dort oben hat man vor allem einen wunderbaren Ausblick auf das Hinterland der Stadt – und es ist auch eine Art Tradition am Sonntag den Colle della Guardia zu erklimmen. Tun sollte man das eher am Vormittag, empfiehlt übrigens Roberto, Gastgeber im B&B Il Viaggio, denn Nachmittags kann es da oben schon recht voll werden.
destination
Das norditalienische Bologna ist die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna und mit rund 400.000 Einwohner:innen die siebtgrößte Stadt Italiens. Die Universitätstadt, die am Fuße des Apennin liegt, liegt nur rund 60 Kilometer von der Adria entfernt. Bologna ist nicht nur wirtschaftliches Zentrum der Emilia-Romagna, sondern gibt auch in Sachen Kultur und Kulinarik den Ton an – verfügt die Stadt doch über eine besonders hohe Dichte an ausgezeichneten Restaurants und Trattorien.
Nicht umsonst trägt die Stadt u. a. den Beinamen "La Rossa" (die Rote), ist doch die ganze Altstadt in Sachen Gebäude von Rot- und Ockertönen dominiert. Wer durch die Altstadt flaniert, dem wird auffallen, dass kaum Bausünden auszumachen sind, die das historische Erscheinungsbild des Stadtzentrums zerstören könnten. Orientieren kann man sich in der Stadt übrigens besonders gut: Denn, typisch für eine ursprünglich römische Stadt, wurde Bologna im Schachbrettmuster um die zentrale Kreuzung zweier Strassen angelegt – und das blieb so bis heute erhalten.
gut schlafen
Eine gute Wahl für alle, die mit dem Auto in der Emiliia-Romagna unterwegs sind, da es über eine private Garage verfügt und direkt vor den Toren der Altstadt von Bologna liegt: Das 4*-Hotel AEMILIA. 2021 wurde das Hotel komplett renoviert, von einigen Zimmern hat man auch einen schönen Blick auf die Altstadt.
Es war eigentlich schon fix gebucht, aber dann kam Corona. Bei meiner nächsten Bologna-Reise wird es dann aber etwas mit einem Aufenthalt im B&B Il Viaggio - das ich inzwischen mal aus der Ferne genau unter die Lupe genommen habe.
gut essen & trinken
Trattoria Caminetto D`Oro
Bereits seit 1927 gibt es diese Trattoria, was soll da also noch falsch laufen? Und es mag ein Klischee sein, aber eine deftige Pasta Bolognese durfte bei unserem Abendessen in Bologna natürlich nicht fehlen...
Via de` Falegnami, 4 / 40121 Bologna
Wer wissen will, wie das Nachtleben von Bologna so tickt, der sollte sich ein wenig unter das Studentenvolk mischen: Im Viertel rund um die Universität findet sich eine Vielzahl von Osterien, Restaurants und Bars.