Wir hielten es für eine brillante Idee: Samstag, traumhaftes Wetter – nichts wie raus
aus dem heißen Mailand, an den See. An den Lago di Como nämlich. Schon am Mailänder Bahnhof Centrale wurde uns bewusst: Diese großartige Eingebung hatten leider nicht nur wir. Einen Frühlingstag im hübschen Como zu verbringen lohnt sich dennoch und so wird Besuch Nr. 4 auch ganz sicherlich nicht der letzte bleiben...
Es liegen nur rund 40 Bahnminuten zwischen dem Bahnhof Milano Centrale und Como am Lago di Como und wäre der Zug an diesem frühsommerlichen Apriltag nicht so gnadenlos überfüllt, könnte man die Zugfahrt sogar genießen. Aber so sind wir nur froh, als uns der Zug an der Stazione San Giovanni in Como ausspuckt und verlassen dann auch schnell die lange Menschenschlange, die sich nun gemächlich Richtung Centro wälzt. Übrigens eine gute Gelegenheit in diesen Nebenstraßen ein Auge auf die wunderschönen alten Villen Comos zu werfen; nächstes Mal plane ich dafür mehr Zeit ein, nehme ich mir vor.
Como (mit rund 83.000 Einwohner:innen) liegt malerisch am Fuß der italienischen Voralpen, am südwestlichen Ende des Comer Sees, der insgesamt 146 Quadratmeter groß ist und sich auf der Höhe von Menaggio nach Süden hin in zwei Arme (Lago di Como und Lago di Lecco) teilt. Aus der Vogelperspektive besehen sieht der See an dieser Stelle wie ein Ypsilon aus. In Como erwartet einen eine gepflegte, großteils verkehrsberuhigte historische Altstadt mit vielen schönen Renaissancebauten, zahlreichen Restaurants und Cafès und teils sehr exquisiten (Mode-)Läden. Eine gemütliche italienische Kleinstadt, in der man trotz der Touristenströme das Gefühl hat, dass die Stadt (glücklicherweise) noch ihren Bewohner:innen gehört und italienisches Kleinstadtleben gepflegt wird.
Wir steuern die Altstadt und dort den Dom Santa Maria Maggiore an, der völlig zu Recht zu den bedeutendsten Kirchen Oberitaliens zählt. Mit seiner Errichtung wurde im Jahr 1396 begonnen, die Fertigstellung sollte dann allerdings rund dreieinhalb Jahrhunderte dauern, keine Überraschung also, dass zahlreiche Baustile in diesen Sakralbau einflossen. Wer den Dom heute ansieht, erkennt aber, dass nach wie vor der Stil der Spätgotik bzw. Frührenaissance dominiert.
Einen ersten Blick in das imposante Innere kann man zwar durch das meist geöffnete Haupttor werfen, der Eingang für touristische Besuche befindet sich jedoch an der rechten Seitenfassade. Im Dominneren wird man dann quasi entlang eines vorgegebenen Pfads durch das Gebäude geschleust. Hierfür ein wenig Zeit zu reservieren ist jedenfalls mehr als empfehlenswert, denn es gibt einige kunsthistorische Highlights zu entdecken.
Schon von außen ist der Dom mit seiner Mischung aus Gotik- und Renaissance-Elementen ein Augenschmaus: Die Fassade aus weißem Marmor ist aufwendig verziert, die reich geschmückten Portale (und nicht nur das Hauptportal) sind mehr als beeindruckend. Links und rechts vom Haupttor sieht man eine Statue des römischen Gelehrten Plinius der Ältere sowie von dessen Neffen, Plinius dem Jüngeren, beide in Como geboren.
Und nun stehen wir im Dom-Inneren und wissen gar nicht, wo wir zuerst hinsehen sollen – abseits von zahlreichen Wandteppichen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die einem zuallererst ins Auge springen. Da gibt es das wunderschöne Gewölbe im Hauptschiff, die beeindruckende vergoldete (barocke) Orgel und je weiter man sich Richtung Altar bewegt, desto mehr ziehen einen die schönen, bunten, hohen Glasfenster in ihren Bann. Spätestens wenn man unter der Kuppel steht, sollte man den Kopf in den Nacken legen: Denn die von Filippo Juvara (dem Haus- und Hof-Architekten der Savoyer im nahen Turin) gestaltete spitze Kuppel wirkt sehr hoch, fast hat man das Gefühl, sie befände sich knapp unter dem Himmel. Auch die Seitenaltäre sollte man nicht außenvorlassen, denn hier befinden sich großartige Gemälde, darunter u. a. „Die Anbetung der heiligen drei Könige“ sowie „Die Flucht nach Ägypten“ von Gaudenzio Ferrari. Am Weg hinaus aus dem Dom dann noch ein Blick hinauf zu der ausgesprochen schönen Rosette über dem Haupttor.
Den Dom verlässt man an der linken Gebäudeseite und landet damit direkt vor dem Broletto: Das ehemalige Rathaus mit dem Stadtturm aus dem 13. Jahrhundert ist direkt an den Dom angebaut, die beiden Gebäude gehen gleichsam in einander über. Unter der schönen geräumigen romanischen Loggia finden heute oft Flohmärkte etc. statt.
Nun sind wir bereit für einen gemütlichen Spaziergang durch die Altstadtgassen von Como. Und siehe da, hier verlaufen sich die samstäglichen Menschenmassen aus Ortsansässigen und Touristen dann sehr schnell. Wir lassen uns durch den Altstadtkern mit seinen angenehm verkehrsberuhigten Gassen treiben. Immer wieder sollte man den Kopf in den Nacken legen und sich die schönen Hausfassaden nicht entgehen lassen. Gar nicht so leicht, zumal Como mit einer Vielzahl hübscher Geschäfte lockt, die einen leicht ablenken. Es ist nicht mein erster Besuch in Como, eigentlich, wenn ich mich nicht täusche, bereits mein vierter. Und so habe ich bereits Ziele, die ich immer wieder ansteuere, so auch dieses Mal: Wir kaufen wunderbare Biscotti in der „Casa del Biscotto“ (Via Bernardino Luini, 52) und, nur ein paar Häuser weiter, den – meiner Meinung nach – besten Gin der Welt, den Rivo Gin, und zwar in der Enoteca da Gigi (Via Bernardino Luini, 48). Muss einfach sein.
Auch dieses Mal dann noch ein kurzer Abstecher zum Torre di Porta Vittoria, dem einzigen erhalten gebliebenen Torturm der Stadtmauer von Como, 1192 errichtet. Er steht an der Landseite der Altstadt (nahe dem Bahnhof San Giovanni) und ragt mit seinen 40 Metern recht imposant in die Höhe.
Mittagszeit und damit Zeit für einen verfrühten Aperitivo. Diesen gönnen wir uns im Schanigarten des Caffè Duomo, direkt am Domplatz (Piazza del Duomo, 7) – mit Ausblick auf den Dom und die Menschenmengen, die hier vorbeiströmen. Es sitzt sich gut unter den großen Sonnenschirmen, denn die Temperatur an diesem April-Samstag ist mittlerweile auf fast 30 Grad geklettert. Hochsommer-Feeling und damit eindeutig zu heiß (für uns) für diese Jahreszeit.
Und dann geht es an den See, wobei dies im April 2024 wenig Vergnügen bereitet, zumal an der Promenade vor der Piazza Cavour größere Bauarbeiten stattfinden und man so auf Distanz zum See bleibt. Also halten wir uns rechts und schlendern entlang dem See Richtung Standseilbahn (Funicolare), die einen hinauf nach Brunate bringt, einen kleinen Ort in den Hügeln hoch über Como – mit einem sicherlich atemberaubenden Ausblick. Heldenhafte 40 Minuten stellen wir uns in der langen Menschenschlange in der prallen Sonne an, dann kapitulieren wir: Zu heiß, eine viel zu lange Schlange, Brunate muss warten. Es sind einfach zu viele Menschen hier, an diesem Frühsommer-April-Samstag. Dann halt beim 5. Como-Besuch…
Am Seeufer finden wir dann ein gemütliches Plätzchen unter einem schattenspendenden Baum: Hier lagern Menschen auf den Rasenflächen, viele schon im Bikini. Sommer im April, verrückt, ächzen wir, und nippen an unseren Wasserflaschen. Und dann machen wir das, was man bei so einer Sommerhitze am besten macht: Nichts. Einfach nur dasitzen, Menschen beobachten, ein bisschen durchatmen und die Aussicht auf den blau funkelnden See genießen. Auf dem See flitzen die Motorboote dahin, am Ufer gegenüber, hinter dem Denkmal für den aus Como stammenden Physiker Alessandro Volta, im Fußballstadion toben die Fußballfans: Como spielt und gewinnt (2:1) gegen das apulische Bari. Mit den glücklich-verschwitzten Como-Fans teilen wir uns dann schließlich auch wieder das Bahnabteil Richtung Mailand, zumindest ein paar Stationen lang…
Fazit: Como ist immer eine Reise wert, vor allem wenn man bereits im nahen Mailand ist. Allerdings besser nicht an frühsommerheißen Samstagen, denn da strömt einfach alles an den See, verständlicherweise. Besser also man kommt unter der Woche – oder noch besser, im Früh-Herbst, so wie wir es in der Vergangenheit bereits getan haben. Übrigens, zu dieser Jahreszeit liegt dann ein herrlich zart-mildes Herbstlicht über dem See und den sich einfärbenden Bäumen am Seeufer...
Was gibt es noch zu sehen in Como?
Einen Abstecher wert ist die Villa Olmo (Via Cantoni) im nordwestlichen Teil der Stadt; die Villa im Stil des Neoklassizismus erreicht man nach einem kurzen Spaziergang am See entlang. Seit Anfang 2024 wird das Innere der Villa renoviert und ist daher bis auf weiteres nicht zugänglich, aber auch ein Spaziergang durch den Park im Stile eines englischen Gartens ist lohnenswert.
Die Basilika Fedele aus dem 12. Jahrhundert steht mitten im Stadtzentrum und verfügt über einen ungewöhnlichen Grundriss, nämlich in Form eines Kleeblatts. Im Inneren warten schöne Fresken aus dem 16. Jahrhundert von Giovanni Andrea de Magistris.
Architekturfans machen eventuell noch einen Abstecher zur Casa del Fascio, die von Giuseppe Terragni im Baustil des Rationalismus erbaut wurde, mit viel Marmor und Glas. Das Gebäude ist geometrisch strukturiert, vom Atrium bis zum Grundriss, ein Manifest der italienischen Avantgarde. Jedoch, so weiß sie außen strahlt, so dunkel und bestürzend ist ihre Vergangenheit, wie auch schon ihr Name verrät: Gilt das Gebäude doch als einer der wichtigsten Repräsentationsbauten des italienischen Faschismus.
Nur der guten Ordnung halber erwähnt: Dies ist ein unbeauftragter und unbezahlter Blog-Beitrag. Die Reise erfolgte auf eigene Kosten.
gut schlafen
Como besucht haben wir schon einige Male, hier übernachtet allerdings noch nie. Dabei hätte ich dafür schon einige schöne Häuser im Auge…
Ein charmantes B&B mit vier Zimmern in einer historischen Villa Comos, und ja, die Tapeten und das historische Interieur, das ich auf den Fotos sehe, sind zugegebenermaßen ein Zusatzargument. Wohl die perfekte Wahl für Individualisten: Ronco dell’Abate.
In einem Palazzo aus dem 15. Jahrhundert im historischen Zentrum Comos befindet sich das Urban Luxury House Palazzo Albricci Peregrini.
Üppiges historisches Ambiente, Park, Pool: Die Villa Platamone bietet alle Ingredienzien für einen luxuriösen Aufenthalt in Como.
Übernachten mit Blick auf den Dom – das hat was: Im Duomo Boutique Hotel Lake Como.
Ein liebevoll und stillvoll eingerichtetes Apartment, benannt nach dem Turiner Haus- und Hofarchitekten der Savoyer, Filipo Juvara, nahe der Piazza Cavour und dem See: Suite Juvara.