Wie auf einer Perlenkette aufgefädelt lagen sie vor uns, einige der schönsten Kultur-Städte Norditaliens: Sehr unterschiedlich, sehr vielfältig und sehr verheißungsvoll. Wir starteten unseren Kultur-Roadtrip in Treviso und damit im Veneto, weiter ging es nach Padua, Vicenza und Verona. Dann hieß es „Ciao“ Veneto und „Buon giorno“ Lombardei: Über Mantua und Cremona führte uns diese Reise schlussendlich nach Brescia unweit des Gardasees.
Und auch wenn es gerade mal rund 350 Kilometer insgesamt sind, die Treviso und Brescia trennen, sollte man jedenfalls zwei Wochen für diese Tour einplanen...
TREVISO: STADT DES WASSERS UND DER FRESKEN
Die "città delle acque", die an den Flüssen Botteniga und Sile liegt und ihren Namen auch den zahlreichen Kanälen und Brücken verdankt, ist die perfekte Ausgangsbasis für einen entspannten Start in unseren norditalienischen Kultur-Roadtrip: Ein kompakter, schön sanierter Altstadtkern, malerische Kanäle, lebendige Gassen, gute Restaurants und viele kleine hübsche Läden. In der kleinen Stadt an der Sile gibt es nicht die eine, große Sehenswürdigkeit, vielmehr ist es das gesamte, reizvolle Altstadtzentrum, das einen hier begeistert. So heißt die Stadt auch nicht von ungefähr „urbs picta“, die bemalte Stadt – rund 300 Gebäude in der Stadt zieren Fresken.
Wir schlendern von der hübschen Piazza Santa Maria dei Battuti vorbei an der Chiesa Santa Rita und der Loggia dei Cavalieri in den "Salon" der Stadt, auf die Piazza dei Signori mit dem imposanten gotischen Palazzo dei Trecento. Hier lohnt es sich in einem der Cafès eine Pause einzulegen und das geschäftige Kleinstadtreiben ein bisschen zu beobachten.
Was muss man eigentlich so gesehen haben in Treviso? Das Stadtmuseum Museo Civico, mit Werken von Tizian und anderen italienischen Renaissance-Malern und den mittelalterlichen Fresken im Santa-Caterina-Komplex. Weiters die Kirche San Nicolò, ein besonders schönes Beispiel für italienische Backsteingotik. Auch der Fischmarkt ist ein Erlebnis, idyllisch auf einer kleinen Insel in der Sile gelegen. Nicht auslassen sollte man auch die Calmaggiore, die beliebte Hauptgeschäftsstraße mit ihren hübschen Laubengängen und Läden. Gleich danach landet man vor dem Dom, der mit einem echten Tizian in der Cappella Machiostro (im rechten Seitenschiff) überzeugt. Die Fresken in der Cappella stammen von Pordenone und auch diese können sich sehen lassen.
Ein weiteres kunsthistorisches Highlight: Die Chiesa San Francesco (Via San Francesco). Gleich zwei berühmte Bürger:innen dieser Stadt sind hier begraben, Pietro Alighieri, Dantes Sohn, und die Tochter des italienischen Dichters und Geschichtsschreibers Francesco Petrarca. Ursprünglich im 13. Jahrhundert errichtet, hat die Kirche eine bewegte Geschichte hinter sich. Und wir bewegen uns nach soviel Kultur ins nächste Cafè…
Wer noch mehr über Treviso erfahren will, auf der Suche nach einer Unterkunft oder Restaurant-Tipps ist, schaut am besten auch in meine ausführliche Treviso-Reportage hinein.
FAZIT: Treviso ist eine hübsche Kleinstadt, in der man allerdings innerhalb eines Tages das meiste Sehenswerte gesehen hat. Länger zu bleiben lohnt sich dennoch, will man sich auch einfach mal nur durch die hübschen Gassen und entlang den Kanälen treiben lassen – und vielleicht auch ein wenig shoppen in den zahlreichen hübschen Boutiquen im Zentrum. Außerdem lohnt ein Abstecher in die Prosecco-Region mit ihren üppig bewachsenen Hügeln zwischen Conegliano und Valdobbiadene - entlang der "Strada del vino Prosecco". Hier legt man am besten in den kleinen Dörfern einen Stopp ein und verkostet Prosecco in den zahlreichen Bottege del Vino.
PADUA: PILGERSTÄTTE FÜR GLÄUBIGE ALS AUCH KUNSTBEGEISTERTE
Nur eine Autostunde entfernt von Treviso liegt Padua. Kunstaffine Italienreisende lockt wohl vor allem eines in die Universitätsstadt: die berühmte Cappella degli Scrovegni mit den beeindruckenden Giotto-Fresken. Darüber hinaus ist die Stadt am Rande der Po-Ebene, die rund 30 Kilometer westlich von Venedig liegt, dank der Basilika des heiligen Antonius auch eines der wichtigsten Wallfahrtsziele in Italien.
Ursprünglich außerhalb der mittelalterlichen Stadt errichtet, ist sie heute mitten in der Parkanlage der Giardini dell`Arene nahe dem Bahnhof zu finden: Die Scrovegni-Kapelle mit dem Freskenzyklus von Giotto. Wer sie von außen sieht, würde nicht ahnen, was für ein Schatz sich im Inneren verbirgt: Sie ist bis zur Decke komplett mit großartigen Fresken des Malers und Architekten Giotto di Bondone ausgestattet. Der Freskenzyklus besteht aus mehr als 100 Szenen aus dem Leben Mariä und dem Leben Jesu, wurde zwischen 1304 und 1306 geschaffen und gilt als Giottos Hauptwerk. Ein kunsthistorisches Highlight, das zu den bedeutendsten Kunstwerken Italiens gehört und man auf jeden Fall auf der Liste haben sollte.
Ein weiteres Must: die Basilica di Sant` Antonio. Wer mit ein bisschen Distanz vor dem mächtigen Kirchenbau steht, könnte ob der Eigenwilligkeit der Architektur fast ein wenig verwirrt sein. Was man hier zu sehen bekommt, ist eine byzantinische anmutende Konstruktion, errichtet zwischen 1232 und ca. 1310, mit acht großen Kuppeln und schlanken, spitzen Kirchentürmen, von denen zwei wie Minarette anmuten. Im linken Seitenschiff im Kircheninneren findet man schnell die Cappella di Sant` Antonio, in der der namensgebende hl. Antonius in einem großen Sarkophag beigesetzt ist. Besonders sehenswert auch das Reiterstandbild des Gattamelatta, eines Feldherrn der Republik Venedig: Von Donatello geschaffen gilt es als eines der wichtigsten Werke der italienischen Frührenaissance.
Ruhe findet man in der Basilika wenig, was ein derartig wichtiges Pilgerziel einfach mit sich bringt. Aber dennoch lohnt sich ein ausgiebiger Kirchenrundgang und auch ein Abstecher in die vier zugänglichen Kreuzgänge ist empfehlenswert.
... und dann auf einen Kaffee ins berühmte Pedrocchi
Auf jeden Fall sollte man Padua mehr als nur einen Tagesbesuch gönnen, denn auch das Altstadtzentrum hat einiges zu bieten. Sehenswert sind die beiden schönen Plätze Piazza dell`Erbe und Piazza della Frutta, dazwischen der imposante Palazzo della Ragione mit offenen Loggien. Einen Abstecher wert ist auch die hübsche Piazza dei Signori mit ihrem Uhrenturm. Perfekt für eine Besichtigungspause eignet sich die Piazza Cavour mit vielen Cafès und Restaurants, darunter das berühmte Caffè Pedrocchi, das seit rund 200 Jahren nicht mehr aus Padua wegzudenken ist. Hinter der schönen klassizistischen Hausfassade warten prächtige Innenräume auf die Besucher:innen. Schon früh war das Cafè, auch aufgrund seiner Nähe zur Universität, ein Treffpunkt von Intellektuellen, Akademikern und Student:innen und ist bis heute ein beliebter Platz für eine Kaffeepause. Im nahen Palazzo del Bò befindet sich das Hauptgebäude der Universität – und ein besonders bekannter italienischer Universalgelehrter hat hier unterrichtet: Galileo Galilei. Ein Highlight ist hier das Teatro Anatomico: der medizinische Hörsaal ist nicht nur von der Architektur her wirklich beeindruckend (mit seinen extrem steilen und vor allem engen Sitzreihen), sondern auch weltweit der älteste seiner Art.
Und dann machen wir noch einen Abstecher zurück zur Basilica: Auf der Piazza davor befinden sich das Oratorio di San Giorgio und die Scoletta del Santo. Während das Oratorio vollständig mit Fresken von Altichiero ausgemalt ist, ist die Scuola hauptsächlich mit Fresken aus dem 16. Jahrhundert gestaltet, einige davon stammen angeblich sogar von Tizian. Sehenswert!
FAZIT: Es gibt viel zu sehen im hübschen Padua und deswegen sollte man ruhig zwei Tage einplanen. Wer genug Zeit mit dabei hat, für den lohnt sich auch ein Abstecher ins kleine Städtchen Montagnana, das eine der schönsten mittelalterlichen Befestigungsanlagen Europas hat.
PALLADIOS ARCHITEKTUR-IMPERIUM: VICENZA
Nur 40 Minuten Autofahrt trennen Padua von der nächsten Station unseres Roadtrips, Vicenza. Und wer an Vicenza denkt, der denkt auch an Palladio: Nämlich Andrea Palladio, DEN Renaissance- und Star-Architekten seiner Zeit schlechthin. Schon allein deswegen war Vicenza für uns ein Muss auf dieser Tour. 23 von Palladio entworfene Gebäude gibt es in Vicenza, 24 Villen aus seiner Feder in Venetien, die meisten in der Umgebung von Vicenza. Seit 1994 bzw. 1996 stehen sie übrigens allesamt auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und wurden somit unter Schutz gestellt. Eines steht auch fest: Kein anderer hat das Erscheinungsbild Vicenzas derart geprägt wie Palladio. Wir haben genug Zeit im Gepäck - um die Stadt zu genießen, aber auch Ausflüge zu einigen der sehenswerten Palladio-Villen in der Umgebung zu machen.
Das historische Zentrum der Stadt ist für den Autoverkehr völlig gesperrt, umso genussvoller lässt es sich durch die schöne Altstadt spazieren, in der sich prachtvolle Fassaden im klassizistischen Renaissance-Stil und im gotisch-venezianischen Stil abwechseln. Beginnen sollte man damit auf der Piazza die Signori, auf der sich u. a. die sogenannte „Basilica“ (Basilica Palladiana bzw. auch als Palazzo della Ragione bezeichnet) befindet. Ein monumentales Bauwerk, wie schon der Name sagt von Palladio entworfen; daneben der leicht schief anmutende Torre di Piazza. Abends steigen wir dann hinauf in den ersten Stock und genießen den Blick auf die Piazza, wo sich nächtens das pralle Leben abspielt. Ein weiteres Werk Palladios befindet sich an der Nordseite der Piazza: Die Loggia des Capitaniato, ehemals Sitz des venezianischen Statthalters in Vicenza. Stichwort Venedig: Am östlichen Ende der Piazza streben zweie schlanke Säulen in die Höhe, an deren Spitze ein venezianischer Löwe bzw. dem Erlöser. Italienisches Kleinstadtleben schlechthin kann man auf der Piazza dell` Erbe, dem historischen Marktplatz der Stadt erleben: Vormittags kann man hier Gemüse, Obst und Blumen kaufen.
Es lässt sich richtig gut durch diese schöne Stadt flanieren, am besten auch entlang des Corso Andrea Palladio, einer Fußgängerzone, die sich durch die ganze Altstadt zieht. Ein hübsches Geschäft reiht sich hier an das nächste und ein prächtiger Palazzo schließt an den nächsten an. Über weite Strecken kann man dabei in schattigen Laubengängen unterwegs sein, ein angenehmer Benefit in heißen italienischen Sommern. Aber es lohnt auch sich von den Hauptstraßen wegzubewegen und in das kleine Gassenwerk abzutauchen, mit kleinen Lebensmittel- und Friseurläden und viel italienischem Kleinstadtleben.
Theaterluft schnuppern...
Ein Highlight sollte man sich jedenfalls auf keinen Fall entgehen lassen: Das Teatro Olimpico – und ja, natürlich hatte der berühmteste Baumeister der Stadt, Palladio, auch hier seine Hände im Spiel. Es ist das älteste Innenraum-Theater Europas, 1580 erbaut. Und hier und jetzt ist Zeit für ein Geständnis: ich habe mir das Theater bereits zwei Mal angesehen, denn es ist schlichtweg faszinierend. Völlig unscheinbar ist der Eingang durch einen begrünten Hof und dann steht man auch schon im prachtvollen Innenraum des Theaters, das Palladio nach dem Vorbild antiker römischer Theater entworfen hat. Man könnte unendlich viel darüber schreiben, mein Tipp aber ist: unbedingt selbst anschauen im Rahmen einer Führung. Denn: Man verpasst absolut etwas, wenn man ausgerechnet dieses Bauwerk auslässt…
Übrigens, wer sich einen guten Überblick über Vicenza verschaffen möchte, der sollte unbedingt auf den Monte Berico hinauffahren, auf einen südlich gelegenen Hügel oberhalb der Stadt. Besonders frühmorgens oder abends bietet sich hier ein besonders schöner Ausblick. Und noch ein Tipp zum Schluss: Einen Drink in der Bar La Meneghina sollte man keinesfalls versäumen!
FAZIT: Zwei Tage sind hier eigentlich Minimum, denn es gibt viel zu sehen in der Stadt – und auch rund herum: Zahlreiche Palladio-Villen sind rund um Vicenza angesiedelt, ein Besuch ist mehr als lohnenswert. Aber Achtung: Viele davon sind leider nicht im Inneren zu besichtigen, andere zu nur sehr eingeschränkten Besuchszeiten, daher sollte man sich zur Sicherheit vorab genau informieren.
VERONA - SOVIEL MEHR ALS NUR ROMEO UND JULIAS STADT
Verona: Opernfans kommen in diese Stadt gerne wegen der Opernfestspiele im Amphitheater, das um 30 n. Chr. erbaut worden sein soll. Verliebte folgen vielleicht dem Ruf des weltberühmten Liebespaares Romeo und Julia. Und für alle anderen liegt die elegante 260.000 Einwohner:innen-Stadt, die malerisch an der Etsch liegt, wahrscheinlich einfach günstig, wenn sie gerade Urlaub rund um den Gardasee oder im Veneto machen. Kulturell und atmosphärisch bietet die Stadt jedenfalls einiges – wie ich bei meinem bereits 4. Besuch in dieser Stadt wieder einmal feststelle. Aber dieses Mal nehme ich mir mehr Zeit, die Schöne an der Etsch intensiver kennenzulernen als bisher…
Skaliger-Stadt wird Verona auch genannt und warum das so ist, das ist nicht zu übersehen: Schließlich ist die Stadtmauer der Skaliger auch heute noch fast vollständig erhalten, zwischen den beiden Brücken Ponte Scaligero im Westen und Ponte Aleardi im Osten der Stadt. Apropos Brücken, insgesamt führen zehn solche innerhalb der zweiten erhalten gebliebenen Stadtmauer über die Etsch.
Wer mit dem Zug nach Verona kommt (so wie wir bei unserem allerersten Besuch), der gelangt durch das schöne Doppeltor Portoni della Bra in der zuvor erwähnten Skaliger-Stadtmauer direkt auf die Piazza Bra, die ein bisschen der Salon der Stadt ist. Schöne Paläste mit bunten Fassaden, Restaurants und Cafés säumen diesen Platz – an dem auch die berühmte altrömische Arena steht. Mit ihren Maßen unterliegt sie dem Kolosseum in Rom nur knapp und ein Besuch lohnt sich auch für alle, die keine Opernfans sind. Deren gibt es aber Jahr für Jahr genug: Rund 22.000 Besucher:innen fasst die Arena und hier einer Oper unter dem Sternenhimmel zu lauschen, das hat vermutlich was.
Romeo und Julia: Zu schön um wahr zu sein
Zugegeben, auch ich bin schon Julia Capulets Ruf gefolgt. Muss wohl einfach sein, wenn man nach Verona kommt. Und dann war es doch eher ein bisschen enttäuschend: Umgeben von Massen von Menschen steht man im Innenhof der Casa di Giulietta (Via Cappello 23) blickt hinauf zum weltberühmten Balkon, lässt die Augen über die mit Liebesbotschaften vollgekritzelten und geritzten Wände wandern und umrundet die Bronzestatue einer zarten Mädchengestalt. Hier soll also einst die Familie der Julia Capulet gelebt haben, die aufgrund der Liebe Julias zu Romeo mit dessen Familie, den Montagues, eine blutige Fehde führte. Was sich hier abgespielt haben soll, hat William Shakespeare zu seiner Tragödie aus dem 16. Jahrhundert inspiriert. Für alle, die die dramatische Liebesgeschichte nicht kennen sollten, sei sie hier in Kurzversion zusammengefasst: Julia verliebt sich in Romeo, ihre Liebe wird aber von ihren Eltern nicht akzeptiert. Als Julia einen anderen heiraten soll, nimmt sie einen Schlaftrunk, um der Hochzeit zu entkommen. Romeo weiß dies nicht, hält sie für tot, vergiftet sich daraufhin selbst. Als Julia, die ja nur scheintot war, wieder aufwacht und erkennt, was geschehen ist, tötet sie sich selbst mit einem Dolch. Ziemlich dumm gelaufen, könnten jetzt weniger zur Romantik Berufene sagen. Wie so oft vermischen sich auch an diesem Ort Geschichte und Legende: Denn eigentlich wurde die Casa di Giulietta von der Familie Dal Cappello bewohnt und nur durch die Namensähnlichkeit wurde dieses mittelalterliche Haus wohl Shakespeares literarischer Figur zugewiesen.
Alle Wege führen zur Piazza dell`Erbe ...
Nur wenige Schritte entfernt von der Casa di Giulietta liegt der malerische Mittelpunkt der Altstadt, die Piazza dell`Erbe. Hier kommt irgendwie jeder vorbei, egal ob Stadtbewohner:in oder Reisende:r. Die Herrschaft haben hier leider längst Souvenirstände übernommen, früher war der Platz von Obst- und Gemüseständen dominiert. So oder so ist es ein guter Platz um eine Pause einzulegen, denn an der Ostseite des Platzes reihen sich viele Lokale aneinander. Wer einen Blick auf die Fassaden der Häuser wirft, wird feststellen, dass diese aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten stammen: Einst war diese Piazza Versammlungsort der mittelalterlichen Stadtrepublik. Einen Blick gönnen sollte man auch dem wuchtigen Palazzo Maffei mit seinen barocken Statuen auf der Balustrade und dem Torre del Gardello aus dem 14. Jahrhundert. Auch seine venezianische Geschichte kann der Platz nicht verheimlichen: Denn vor dem Torre del Gardello ragt eine Marmorsäule mit dem geflügelten Markuslöwen in die Höhe. Schön sind auch die verblassten Fresken an den Fassaden der Casa Mazzanti an der Ostseite des Platzes. Wer von hier den Durchgang zur Piazza dei Signori wählt, der kommt übrigens an der berühmten Mammutrippe vorbei, die da einsam herunterbaumelt.
Piazza dei Signori: Von wo aus Verona einst regiert wurde
Und dann steht man auch schon im ehemaligen Machtzentrum Veronas: Auf der Piazza dei Signori, der von prachtvollen Palästen komplett eingerahmt wird und auf dem fast ein bisschen eine Atmosphäre wie in einem Innenhof aufkommt. Ein großer Innenhof, zugegeben. Viel zu sehen gibt es hier jedenfalls: so beispielsweise den Palazzo della Ragione mit prachtvoller Renaissance-Fassade und einer gotischen Freitreppe, die hinauf führt zur Galleria d`Arte Moderna. Überragt wird dies alles vom Torre dei Lamberti, einem der noch erhaltenen Türme des Palazzo della Ragione: Aus luftiger Höhe genießt man hier einen wunderschönen Panoramablick über die Altstadt. Piazza Dante wird dieser Platz auch genannt, denn in der Mitte des Platzes ist ein Denkmal Dantes nicht zu übersehen: Mit strengem Blick und markantem Profil steht der berühmte Dichter („Divina Commedia“) da mitten auf der Piazza. Ein Cafè an der Piazza ist übrigens auch nach ihm benannt: Das Cafè Dante in der nordwestlichen Ecke des Platzes. Beeindruckend auch der Palazzo del Governo, Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut vom Skaliger-Fürst Cangrande. Und dann ist da noch die Loggia del Consiglio: Ein prächtiger Bau aus der Frührenaissance, in dessen Säulenhalle sich im 15. Jahrhundert der Rat der Stadt versammelt hatte. Und noch ein kleiner Geheimtipp: Wer beim Caffè Dante vorbei in die Via Mazzanti geht, der stößt dort auf einen Brunnen aus römischen Säulen. Über Seilkonstruktionen wurden hier von den Wohnungen in den Gebäuden rund um den Brunnen Kübel heruntergelassen, um so Wasser in die Wohnungen zu transportieren.
Gleich gegenüber vom Palazzo Scaligero unweit der Piazza dei Signori haben sich die Skaliger, die ehemaligen Herren von Verona (von 1262-1387), einmal mehr unübersehbar verewigt: An der Via Santa Maria Antica stehen neben der romanischen Kirche Santa Maria Antica auch die Arche Scaligere, die gotischen Grabmäler des Geschlechts der Skaliger. Umgeben sind sie von einem schmiedeeisernen Gitter, in das das Skaliger-Wappen eingearbeitet ist. Spitze Türmchen, reich verziert, mit Reiterstandbildern der Verstorbenen – die Skaliger wussten wie man sich selbst ein Denkmal setzt und der Nachwelt im Bewusstsein bleibt, obwohl sie nicht allzu beliebt gewesen sein sollen aufgrund ihrer strengen Hand, mit der sie in Stadt und Region herrschten. Bezeichnenderweise trugen manche Hundenamen: So findet man hier Gräber von Mastino II. (Dogge) und Cansignorio („Leithund“). Das Grab von Cangrande I. („Großer Hund“) findet man über dem Eingang zur kleinen romanischen Kirche Santa Maria Antica, mit einer großen Reiterstatue. Diese ist allerdings nur eine Kopie, das Original steht im Skaliger-Kastell am Rand der mittelalterlichen Stadt, direkt am Ufer der Etsch – wo sich im Museo di Castelvecchio eine umfangreiche Kunstsammlung von Statuen, Gemälden und Fresken der Veroneser und Venezianischen Schule befindet (u.a. Werke von Pisanello, Bellini, Tintoretto, Mantegna und Tiepolo).
Von Kirche zu Kirche – am besten mit der Verona Card
Mit genügend Zeit im Gepäck unternahmen wir auch eine Kirchen-Tour durch die Stadt, denn Verona ist reicht an Sakralbauten, darunter auch kunsthistorisch wirklich beeindruckende. Da man für die wichtigsten Kirchen Eintritt zahlen muss, kauft man sich am besten die Verona Card, die entweder 24 oder 48 Stunden gültig ist und dank der man viele Sehenswürdigkeiten der Stadt entweder gratis oder zu einem ermäßigten Preis besichtigen kann.
Die Auswahl an Kirchen und Kapellen in Verona ist groß – besonders sehenswert sind aus unserer Sicht folgende:
Sant`Anastasia: In der nördlichen Altstadt steht diese mächtige gotische Backsteinkirche, im 13.-15. Jh. von Dominikanern erbaut. Besonders sehenswert: Das große Fresko „Der heilige Georg und die Prinzessin“ von Pisanello in der Cappella Giusti (linkes Querschiff), das eine verblüffend realistische Darstellung der spätmittelalterlichen Welt zeigt.
San Zeno Maggiore: Sie gilt als eine der schönsten romanischen Kirchen Oberitaliens – und das völlig zu Recht. Elegant und leicht steht sie da auf einem weiten Platz, mit einer rot-weiß gestreiften Längsseite und hohem, freistehendem Glockenturm. Besonders beeindruckend ist das Bronzeportal aus dem 12. Jahrhundert mit 48 Reliefbildern. Ebenfalls unbedingt ansehen: den schönen Kreuzgang mit seinen filigranen Doppelsäulen.
San Fermo Maggiore: Eine gotische Kirche mit schöner Holzdecke und romanischer Krypta.
Einen echten Tizian gibt es im Duomo zu sehen: Der ursprünglich romanische Bau wurde später gotisiert, der weiße Turm erst im 20. Jahrhundert hinzugebaut. In der ersten Kapelle links findet man „Mariä Himmelfahrt“ von Tizian. Nur wenige Schritte sind es vom Dom zum großen Etschbogen: Von hier aus genießt man einen herrlichen Blick über den Fluss hinweg auf den zypressenbepflanzten Hügel auf der anderen Seite der Etsch. Einen noch schöneren Blick findet man, wenn man über die Ponte Pietra, übrigens die einzige erhaltene römische Brücke, zum Kastell San Pietro hinaufsteigt: Von dort aus bietet sich dann ein wunderbarer Blick über ganz Verona… Wer hierhergekommen ist, kann auch einen Abstecher zur gotischen Kirche Santa Maria in Organo machen, die für die kostbaren Intarsienarbeiten am Chorgestühl berühmt ist.
FAZIT: Zwei Tage braucht es auf jeden Fall, um das wunderschöne Verona richtig kennenzulernen, drei Tage sind auch nicht verkehrt. Wer sich für einen sommerlichen Opernbesuch in der Arena interessiert, sollte dies früh genug planen, denn die Aufführungen sind beliebt und rasch ausverkauft. Weinliebhaber:innen lockt möglicherweise ein Abstecher in das nahe und bekannte Weinbaugebiet in den Lessinischen Hügeln (Parco della Lessinia) nordwestlich von Verona. Berühmtester Wein der Region sind der Valpolicella, der kräftige Amarone und der eher süßliche Recioto.
MANTUA: HERZOGSTADT MIT MALERISCHER LAGE UND BEZAUBERNDER ALTSTADT
Es ist für mich eine der schönsten Städte auf unserer Reise durch Veneto und Lombardei: Mantua. Denn schon wenn man sich der Stadt annähert, begeistert sie aufgrund von Lage und Umgebung: Die ehemalige Residenzstadt der Gonzaga-Herzöge liegt malerisch auf einer Halbinsel im Fluss Mincio, der an dieser Stelle aufgrund seiner Breite eher wie ein See wirkt. Eine besonders schöne Stadt-Silhouette mit Stadttürmen und Kirchenkuppeln, die sich da zwischen Wasser, Wiesen und Wäldern präsentiert. Ein erster Eindruck, der sich dann auch im Stadtzentrum fortsetzt: Die Altstadt der 50.000 Einwohner:innen-Stadt ist klein und kompakt, aber ausgesprochen schön. Dass hier eine Familie, die viel Geld hatte, maßgeblich an der Gestaltung der Stadt beteiligt war, ist nicht zu übersehen: Die Gonzaga, eine der reichsten Familien Italiens, hatten Mantua im 15. und 16. Jahrhundert zur Kunststadt ausgebaut, wie die vielen Palazzi mit ihren prachtvollen Fassaden bis heute bezeugen.
Kunsthistorische Highlights: Palazzo Ducale und Palazzo del Te
Es ist nicht unser erster Aufenthalt in Mantua, schon zwei Mal waren wir hier gewesen auf der Durchreise und vor allem wollten wir damals den Herzogspalast besichtigen, aber immer hatten wir Pech gehabt: Denn entweder hatten wir übersehen, dass der Palazzo Ducale wie so viele andere Sehenswürdigkeiten in Italien an Montagen geschlossen hatte oder es gab gerade größere Restaurierungsarbeiten, die einen Besuch des Palazzo verhinderten. Aber beim dritten Besuch klappt es schließlich… Von außen ist der Palazzo Ducale gar nicht so sonderlich beeindruckend und schon gar nicht würde mal die Weitläufigkeit dieses Palastkomplexes erahnen. Umso imposanter ist dann das Innenleben des Herzogspalasts. Zeit für ein paar Zahlen: 900 Säle und Korridore, mehrere Gebäude auf rund 34.000 Quadratmetern, 15 Innenhöfe – all das würde man von der Piazza Sordello aus nicht ahnen. Es überrascht somit nicht, wenn man liest, dass die Gonzaga diesen Palazzo ab dem 14. Jahrhundert zu einem der prachtvollsten mittelalterlichen Paläste Europas ausgebaut hatten. Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Palazzo restauriert, wobei u. a. Fresken freigelegt und wunderschöne Kassettendecken renoviert wurden. Das unumstrittene Highlight bei der Besichtigung ist – neben den kleinen, aber kostbar ausgestatteten "Witwenzimmern" der hochgebildeten Markgräfin von Mantua, Isabella d` Este, die als bedeutendste Mäzenin und Kunstsammlerin der italienischen Renaissance und als damals eine der einflussreichsten Frauen überhaupt galt – das Studio des Markgrafen Ludovico und seiner Frau Barbara von Brandenburg im zum Palazzo Ducale gehörigen Castello di San Giorgio. Heute wird dieser Raum zwar als Camera degli Sposi (Ehegemach) bezeichnet, eigentlich dürfte es aber als Büro und später als Gästezimmer der Gonzaga gedient haben. Wie auch immer, es ist wirklich beeindruckender Raum, denn schließlich wurden die darin befindlichen Fresken von dem berühmten italienischen Maler und Kupferstecher Andrea Mantegna geschaffen und zählen heute zu den bedeutendsten Werken der Renaissance. An einer Wand hat Mantegna die markgräfliche Familie mit Lodovico Gonzaga und Barbara von Brandenburg verewigt und auch ein Blick Richtung Decke lohnt. Sehr beeindruckend sind auch der große Spiegelsaal (Galleria degli Specchi) und die Galleria della Mostra, wo einer der Gonzaga-Herzöge seine Kunstsammlung ausstellen wollte.
Kampf der Giganten im Palazzo del Te
Und dann wartet auch schon das nächste kunsthistorische Highlight auf uns: Der Palazzo del Te, die großzügige Zweitresidenz der Gonzaga, die damals weit außerhalb der Stadt lag (heute sind es zu Fuß gerade mal 20 Minuten vom Palazzo Ducale aus). Wer jetzt bei diesem Namen an „Tee“ denkt, liegt falsch: Er ist vielmehr abgeleitet von „Teieto“, wie diese Gegend einst hieß. Federico II di Gonzaga wollte sich hier eigentlich nur eine Villa bauen lassen: Nahe der Stadt, aber dennoch weit genug entfernt vom Palazzo und dessen strenger Hofetikette. In diesem intimen Lustschloss vor den Toren der Stadt sollte alles etwas ungezwungener sein. Doch dann kam es anders, denn der Architekt Giulio Romano war sehr ambitioniert und entwarf wiederum einen großzügig dimensionierten Palazzo, elegant und für damalige Zeiten hochmodern ausgestattet, in einem weitläufigen Park platziert.
Absoluter Höhepunkt der Besichtigung ist die Sala dei Giganti, wo der Fall der Giganten vom Olymp dargestellt wird: Sie werden begraben unter zusammenstürzenden Gebäuden, ausgelöst wird dies durch Zeus, der Blitze schleudert. Ein beeindruckendes Inferno im Stil der Spätrenaissance. Und irgendwie ist man dann doch froh, wenn man wieder draußen ist, im friedlichen Ambiente des Palastgartens…
Kleine Stadt, großes Theater!
Jetzt lassen wir uns einfach treiben durch die Stadt, die in meinen Augen aufgrund der vielen prächtigen Palazzi fast etwas von einer Theaterkulisse hat. Stadt der Plätze wird Mantua oft auch genannt, kein Zufall wohl, denn hier reiht sich eine schöne Piazza an die nächste: Piazza del Broletto, Piazza delle Erbe, Piazza Sordello. Letztere gilt als das repräsentative Zentrum der Stadt: Neben dem langgestreckten Palazzo Ducale mit seinen hohen gotischen Arkaden säumen diesen Platz auch der Dom sowie weitere schöne Stadtpaläste (u. a. Palazzo Acerbi, Palazzo Castiglioni) – und hübsche Cafès und einigen Restaurants. Ein Besuch des Doms lohnt sich übrigens, nicht nur aufgrund der schönen Kassettendecke und der prächtigen Sakramentskapelle. Hier hatte übrigens auch Giulio Romano, der Architekt des Palazzo del Te, seine Hände im Spiel.
Ungleich kleiner und intimer ist die Piazza del Broletto, an dem, wie es der Name sagt, der Amtssitz des Bürgermeisters, der Palazzo del Podestà (Palazzo del Broletto) liegt. In einer Mauernische dieses Palazzo in großer Höhe wurde übrigens der berühmte römische Dichter Vergil verewigt. An der anschließenden Piazza delle Erbe wuselt es regelrecht, zumindest morgens, denn hier sind Obst- und Gemüsestände aufgebaut und jeweils am Donnerstag findet auf diesem Platz der große Wochenmarkt statt. Architektonisch dominiert wird der Platz vom lang gestreckten Palazzo della Ragione (1250) mit seinen langgestreckten Renaissance-Arkaden, unter denen einige Restaurants zu finden sind.
Was ist noch sehenswert in Mantua?
Definitiv sehenswert: Die Kirche Sant` Andrea an der kleinen Piazza Mantegna – ein Renaissance-Kirchenbau mit gigantischen Ausmaßen und gotischem Campanile. Beeindruckend das Innere: dieses ist, inklusive Kuppel, komplett mit Fresken ausgemalt. Faszinierend auch die Kassetten an der Decke: Diese sind nicht echt, sondern eine äußerst raffiniert angelegte perspektivische Täuschung. Darüber hinaus findet man hier auch die Grabstätte von Mantegna, der nicht nur den Palazzo Ducale, sondern auch viele weitere Bauwerke Mantuas mit seiner Kunst ausgeschmückt hat. Apropos Mantegna, ihm ist die Casa del Mantegna gewidmet, heute Zentrum für moderne und zeitgenössische Kunst.
Leider nur von außen besichtigen kann man die Casa di Giulio Romano, das Giulio Romano, Maler, Architekt und Baumeister des Manierismus, nach seinen Entwürfen gebaute Haus in der Villa Carlo Poma, wo er 22 Jahre lang wohnte, und das er mit prächtigen Fresken ausgestattet haben soll. Übrigens, der wohl wichtigste Gestalter Mantuas war eigentlich ein gebürtiger Römer, hieß ursprünglich Giulio di Pietro Gianuzzi und galt als der begabteste Schüler des Hochrenaissance-Künstlers Raffael (der 1483 in Urbino geboren wurde).
Romanik-Begeisterte sollten sich die Rotonda di Lorenzo an der Piazza delle Erbe nicht entgehen lassen: Diese ließ Mathilde von Canossa ca. 1082 erbauen, zum Vorschein kam sie aber erst wieder, als angebaute Gebäude im 20. Jahrhundert abgerissen wurden.
FAZIT: Unbedingt zwei Tage einplanen! Denn Mantua besticht nicht nur mit einem reichhaltigen kunsthistorischen Angebot, sondern überzeugt auch mit seiner wunderschönen Altstadt, die man in aller Ruhe genießen sollte.
CREMONA
Hängt der Himmel über Cremona voller Geigen? Nun, wer in Cremona Geigen sucht, der wird sie jedenfalls finden. Und das sogar im Übermaß. Denn die Stadt am Po ist seit dem 16. Jahrhundert die wichtigste Geigenbauer-Stadt Italiens – Amati, Guarneri und Stradivari sei Dank. Aber: Cremona ist nicht nur für Musikfans interessant. Auch kunsthistorisch interessierte Reisende kommen in der von der Gotik geprägten Kleinstadt (ca. 73.000 Einwohner:innen) durchaus auf ihre Kosten.
Die Flüsse Po und Adda treffen sich hier einander und so liegt Cremona malerisch eingebettet in grüne Uferauen. Malerisch ist auch die Altstadt: Enge, gepflasterte Gassen, viele historische Palazzi, eine schöne Fußgängerzone. Klein, kompakt und sehenswert ist das historische Zentrum. Wer hier unterwegs ist, landet unweigerlich gleich mal vor dem Dom Santa Maria Assunta: Fast eine Nummer zu groß und wie hinein montiert wirkt er an der Piazza del Comune, so mächtig und monumental steht er da. Gleich daneben der Torrazzo, wie er von den Cremonesi genannt wird: Der Glockenturm ist mit rund 112 Metern Höhe der höchste freistehende Backsteinturm. Ein sportlicher Aufstieg über die rund 500 Stufen wird mit einem großartigen Ausblick belohnt.
Kunstbegeisterte werden dann im Inneren des Doms eine positive Überraschung erleben: Man meint hier in einer Pinakothek gelandet zu sein. Über und über freskiert ist der Innenraum, die besten oberitalienischen Meister des 16. Jahrhunderts durften sich hier verewigen: Antonio da Pordenone, Girolamo Romanino, Bernardo Campi. Weiters finden sich hier kostbare Brüsseler Gobelins und Altarbilder. Besonders schön auch die Fensterrose inmitten der von Romanik als auch Renaissance geprägten Fassade. Fazit: der Cremoneser Dom ist mit Sicherheit einer der schönsten Sakralbauten Italiens.
Weiteres Highlight der Stadt ist unbestritten die Piazza del Comune mit dem prachtvollen Palazzo del Comune, bei dem sich Gotik und Renaissance mischen und in dem sich auch heute noch das Rathaus befindet. Im Obergeschoss des Rathauses liegt der Violinensaal: Fünf einzigartige Violinen hängen in gläsernen Schaukästen, die Musik dazu gibt es nur vom Band. Beeindruckend sind sie dennoch, die Geigen von Andrea Amati, der als der Begründer der Geigenbauertradition in Cremona gilt, die Geigen von Guarneri und sogar eine echte Stradivari von 1715. Kein schlechter Einstieg in das Thema Geigenbaukunst, wenn man sich in Cremona intensiver damit beschäftigen will.
Ebenfalls am Platz zu finden das achteckige Baptisterium sowie die Loggia dei Militi von 1292, letzteres ein Meisterwerk gotischer Architektur. Bestimmt wird der gesamte Platz vom alles überragenden Dom. Wie schön dieser ist, das wird uns an unserem ersten Abend in Cremona bewusst: In warmes Licht gehüllt steht er da fast schon Respekt einflössend und wunderschön. Eine ganz eigene Atmosphäre herrscht nächtens auf der Piazza und und man versteht plötzlich warum dieser Platz ein bisschen das Wohnzimmer der Stadt zu sein scheint, wo sich die Cremonesi zu jeder Tageszeit einfinden.
Vom Palazzo del Comune aus gelangt man zur kleineren, intimeren Piazza della Pace. Nicht weit davon entfernt liegt die Via Eugenio Beltrami, die gesäumt ist von schönen Gärten mit noch schöneren Palazzi – ein Abstecher lohnt sich. Besonders schön auch der Corso Garibaldi, an dem sich ebenfalls zahlreiche prachtvolle Paläste aneinander reihen. Einer sticht besonders hervor: Der Palazzo Raimondi, ein wunderschönes Renaissancegebäude, in dem sich die Fakultät für Musik und Bildende Kunst der Universität von Pavia befindet.
Doch ein Himmel voller Geigen...
Geigen-Afficionados bekommen in Cremona einiges dazu zu sehen: Ein Must ist wohl das Museo del Violino – im Palazzo dell`Arte hat die kostbare Geigensammlung der Stadt 2012 eine Heimat gefunden. Dem Museum angeschlossen ist auch ein moderner Konzertsaal. Im nördlich gelegenen Viertel Cittanova, in dem bereits Stradivari lebte und arbeitete, liegen viele Werkstätten der Cremoneser Violinenbauer. Mit ein wenig Glück kann man in der einen oder anderen Werkstatt auch mal spotan einem:r Geigenbauer:in über die Schulter schauen bei der Arbeit. Und ein wenig scheint in Cremona der Himmel dann doch voller Geigen zu hängen: Denn ab und an kann man, wenn man genau hinsieht, Geigen, die zum Trocknen aufgehängt wurden, auf den Dächern der Stadt erkennen. Apropos: Stradivaris Wohnhaus (samt Werkstatt) liegt am Corso Garibaldi (Nr. 57), ist heute Sitz der Vereinigung der Stradivari-Freunde, kann aber leider und nur von außen besichtigt werden.
Für Malerei-Begeisterte lohnt sich ein Abstecher in die Via Ugolani Dati Nr. 4: Das Museo Civico Ala Ponzone überzeugt mit einer umfangreichen Pinakothek Cremoneser Malerei des 16. Jahrhunderts. Und noch ein weiteres Museum ist besuchenswert: Das Museo Archeologico, wo nun fast alle in der Stadt und deren Umgebung entdeckten römischen Überreste zu finden sind, und zwar in der ehemaligen, aufgelassenen Kirche San Lorenzo aus dem 13. Jahrhundert.
Zum Schluss noch ein Tipp, weil man daran vermutlich einfach vorbei läuft, wenn man es nicht weiß: In der Via Palestro Nr. 36 steht der Palazzo Stanga Trecco mit eleganter, spätbarocker Fassade. Im Innenhof des Palazzo befindet sich dann allerdings ein richtiges Kleinod: Üppig verzierte Terrakotta-Friese, die man so nicht oft zu sehen bekommt. Große Empfehlung!
FAZIT: Für all jene, die nicht ausgewiesene Geigen-Afficionados sind, genügen vermutlich auch 24 Stunden in dieser Stadt. Nur im Rahmen eines kurzen Stopovers sollte man diese Stadt dennoch nicht ansehen, sondern sich unbedingt eine Übernachtung und somit einen schönen Abend rund um die stimmungsvolle Piazza del Comune gönnen.
BRESCIA: DIE VIELSEITIGE ITALIENISCHE KULTURHAUPTSTADT 2023
2023 teilt sie sich Brescia den Titel "Italienische Kulturhauptstadt" mit der nahe gelegenen Stadt Bergamo. Aber nicht nur deswegen ist Brescia, die zweitgrößte Stadt der Lombardei, definitiv einen Besuch wert. Für mich ist es Liebe auf den zweiten Blick, aber dafür ein umso stärkeres Gefühl: Denn die 200.000 Einwohner:innen-Stadt zwischen Voralpen und Po-Ebene, die auch Hauptstadt der Provinz Brescia ist, bietet einen breiten Mix an Sehenswürdigkeiten wie wenig andere oberitalienische Städte...
Römische Tempel, mittelalterlich anmutende Gässchen, dazwischen fröhliche barocke Üppigkeit und gleich daneben klassizistische Prunkbauten. Dazwischen leider auch brutale, faschistische Architekur, die ihre Spuren in dieser Stadt hinterlassen hat. Vielseitig ist diese Stadt, spannend und an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Highlights einer Besichtigungstour sind ganz sicherlich die schöne Piazza della Loggia mit der im Renaissance-Stil errichteten Loggia, bei dem Andrea Palladio, berühmtester Renaissance-Architekt in Oberitalien, die Hände im Spiel hatte. So schön wie elegant auf der Seite des Platzes der Uhrenturm, oberhalb des Säulenganges, mit einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden astronomischen Uhr. Bis heute werden die Stunden von den beiden Statuen an der Spitze des Turms geschlagen, den so genannten "i Macc dè lé ure ("Die Verrückten der Stunden").
Ihn sollte man auf keinen Fall auslassen bei einem Rundgang durch Brescia: Den Duomo Vecchio, errichtet im 11. bzw. 12. Jahrhundert: Er besticht mit seiner ungewöhnlichen Rundform, für die die Grabeskirche in Jerusalem Modell stand. Unbedingt ansehen sollte man sich die schönen gotischen Bischofsgräber im Innenraum, allen voran das Grab des Bischofs Bernardi Maggi aus dem 13. Jahrhundert. Vor allem aber sollte man einfach die Atmosphäre dieser so außergewöhnlichen Kirche auf sich wirken lassen, bevor man sich wieder in das Getümmel der Stadt begibt.
Mein absolutes Highlight: Der Klosterkomplex Santa Giulia (Monastero di Santa Giulia) mit seinem hochkarätigen Museum. Seit 2011 gehört Santa Giulia gemeinsam mit den archäologischen Ausgrabungen des Capitoliums, das nur wenige Schritte entfernt liegt, zum UNESCO-Weltkulturerbe. In dem mittelalterlichen Klosterkomplex mit mehreren Kreuzgängen und gleich drei wunderschön freskierten Kirchen kommen wir dann aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ob mich die langobardische Basilika San Salvatore, die romanische Kirche Santa Maria in Solaria oder die Renaissancekirche Santa Giulia mehr beeindruckt hat? Allesamt beeindruckend, aber die Siegerin steht unbestritten fest: Die Kirche Santa Maria in Solario, denn diese Sternenhimmel-Kuppel lässt einen schlichtweg sprachlos zurück.
Es gibt noch viel mehr zu sehen und zu berichten über diese Stadt. Und wer mehr wissen will, der schaut am besten in meine ausführliche Brescia-Reportage hinein.
FAZIT: Zugegeben, an der letzten Station dieser Reise sind die Augen vielleicht schon etwas voll von soviel Schönheit und Kultur. Aber: Es lohnt sich dennoch auch dieser Stadt zwei Tage zu gönnen, denn allein der Klosterkomplex Santa Giulia ist ein absolutes Highlight, dem man fast einen ganzen Tag widmen könnte.
Unbeauftragte, unbezahlte Werbung. Die Reise erfolgte zur Gänze auf eigene Kosten.
gut schlafen
Teils bereits persönlich ausprobiert, teils auf meiner Hotel Bucket List - hier gibt es ein paar Hotel- bzw. Apartment-Tipps für diesen Roadtrip:
TREVISO
Stylish ausgestattet, ausgezeichnete Lage: Das Palazzina300 stünde vermutlich auf meiner Padua-Bucket-List.
Klein & fein. Und ziemlich stylish: 6 Zimmer bietet das Maison Matilda im Zentrum von Treviso, nur wenige Meter vom Dom entfernt.
Ein wenig außerhalb von Treviso gelegen, in einer alten umgebauten Mühle: Sehr romantisch, sehr einzigartig und auch schon persönlcih ausprobiert, die Locanda Rosa Rosae.
PADUA
Als ausgewiesene Blumenfreundin würde ich mich hier angesichts der großartigen Tapeten wohl besonders gut aufgehoben fühlen: Blooms Botanical Rooms.
Ein bisschen Mid Century Style und Vintage Vibes, gepaart mit kräftigen Farben: Ich habe die CasaGiotto im Internet entdeckt und mich gleich ein wenig verliebt. Definitiv ganz oben auf meiner Liste für Padua…
VICENZA
Einmal in einem von Andrea Palladio entworfenen Palazzo übernachten? Ja, das kann man in den Ferienapartments des Palazzo Valmarana Braga, nur 300 m entfernt von der Piazza dei Signori.
Bei unserem Roadtrip ausprobiert und für gut befunden: Nur eine kurze Gehdistanz vom Zentrum entfernt, mit schön renovierten Zimmern liegt das Hotel Campo Marzio.
VERONA
Bunt, designverliebt, in bester Zentrumslage, nur 500 Meter von der Arena entfernt: Das Boutique Hotel Trieste hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und wäre vermutlich meine erste Wahl.
Elegant-eklektisch ausgestattet, zentral gelegen, mit Spa und Dachterrasse: Auch das Hotel Vista Palazzo könnte mich begeistern.
MANTUA
Historisches Gemäuer, Fresken, wunderbare Holzdecken – kombiniert mit modernem Design. Auf den ersten Blick gefällt mir das sehr, auf den zweiten Blick vor Ort vermutlich noch mehr: Das Scaravelli Residenza.
Spuren historischer Fresken, wunderschöne historische Holzdecken: Die Residenza Giulio Romano liegt in der Nähe des berühmten Palazzo Te.
CREMONA
Reduziert und modern gestaltete Räume im historischen Gemäuer, unweit des Doms: Foresteria La Vista (Piazza Sant'Antonio Maria Zaccaria, 26100 Cremona)
Kleines Boutique-Designhotel im historischen Zentrum von Cremona: DelleArti Designhotel.
BRESCIA
Es wäre wohl mein Hotel-Favorit in Brescia – zwar nicht ganz zentral gelegen, aber dafür stylish und originell: das Areadocks Boutique Hotel.