Auch für Fans schöner Kirchenarchitektur hat Mailand so einiges zu bieten – wobei das absolute Must unter den Mailänder Kirchen ganz sicherlich der Dom ist. Ein zweites Highlight ist die Kirche Santa Maria delle Grazie, mit dem berühmten Wandgemälde "Das letzte Abendmahl" im Refektorium des angeschlossenen Klosters. Aber auch darüber hinaus gibt es in der Hauptstadt der Lombardei einige Kirchen, die einen Besuch lohnen...
Und es hat wieder nicht geklappt! Womit? Mit dem letzten Abendmahl und mir. Dieses gibt es nämlich im Refektorium des Klosters, das der Kirche Santa Maria delle Grazie (Piazza Santa Maria delle Grazie, 2) angeschlossen ist, zu sehen. Atemberaubend soll das Wandgemälde sein und ich hätte es auch bei diesem Besuch wirklich gerne gesehen. Aber, eigentlich sollte man sich online vorab einen Timeslot dafür reservieren – was wir nicht getan haben, da wir etwas spontaner in der Stadt unterwegs sein wollten. Probiert haben wir es auf gut Glück, und somit war es das dann auch mit dem Wandgemälde von Leonardo da Vinci, 4,2 Meter hoch und 9,1 Meter breit. Fast 20 Jahre lang wurde das Gemälde, das mit Temperafarben geschaffen worden war, renoviert, um schließlich wieder in quasi ursprünglichem Zustand zu erstrahlen. 15 Minuten lang haben rund 25 Besucher:innen pro Slot Zutritt zum Refektorium, wo das Meisterwerk zu bewundern ist. Und jetzt kommt noch ein "aber": Umsonst war unser Weg durch die Stadt dennoch nicht, denn Santa Maria delle Grazie ist unbestritten nicht nur die schönste Renaissancekirche Mailands, sondern sogar eine der schönsten Renaissancekirchen Italiens – finde ich zumindest. Ursprünglich wurde die Kirche im gotischen Stil entworfen, doch dann kam 1492 angeblich – so ganz geklärt ist das nicht – der bekannte italienische Maler, Baumeister und Begründer der Hochrenaissance-Architektur, Donato Bramante aus Urbino, ins Spiel; Fakt ist jedenfalls, dass eine wirklich wunderschöne 16-eckige Kuppel geschaffen wurde und auch ein wunderbarer, kleiner, aber feiner Kreuzgang.
In letzterem sitzen wir schließlich auf den Steinmäuerchen, genießen die Schönheit und Stille dieses Ortes und den Schatten an diesem heißen Frühlingstag. Und schauen dann noch mal in die Kirche hinein, und zwar in die 4. Kapelle im rechten Seitenschiff, denn diese hat Gaudenzio Ferrari, ein Schüler von Leonardo da Vinci, ausgemalt, mit Szenen aus dem Leben Christi. Zum Abschluss also doch noch indirekt ein Hauch von Da Vinci… (Tickets für „Das letzte Abendmahl“ kann man online vorab hier erwerben.)
Chiesa San Fedele
Ursprünglich hieß die Kirche, die auf der Piazza San Fedele in der Nähe des Palazzo Marino, des Teatro alla Scala und der Galleria Vittorio Emanuele II steht, Santa Maria in Solari; unter diesem Namen wurde sie bereits im 8. Jahrhundert erwähnt. Erst ab dem 12. Jahrhundert lautete ihr Name dann San Fedele. Ab 1566 ernannten der Orden der Jesuiten die Kirche zu ihrem Sitz, bis 1763 war San Fedele dann der Hauptsitz der Jesuiten in der Lombardei.
Wer übrigens ganz korrekt sein will, der sagt Santa Maria della Scala in San Fedele. Der Grund dafür: Als die Kirche S. Maria della Scala zerstört wurde, fanden Objekte aus dieser Kirche in San Fedele eine neue Heimat. Funfact am Rande: Dadurch wurde die Kirche zur Wallfahrtskirche für die Ballerina-Tänzerinnen der Scala. Und noch ein spannender historischer Insight: Wolfgang Amadeus Mozart soll 1771, im Rahmen seiner ersten Italien-Reise gemeinsam mit seinem Vater Leopold Mozart, im zarten Alter von 15 Jahren in der Kirche San Fedele das Konzert „Cantata della Passione“ dirigiert haben.
Mir gefällt die Kirche schon von außen: Mit ihrer klassizistischen Fassade, die 1835 fertig gestellt wurde, mit den angedeuteten Säulen, dem tempelartigen Dach und Figuren, die sehr schön herausgearbeitet sind. Wer dann die Kirche betritt, dem fällt gleich auf, dass der Innenraum aus einem einzigen Schiff mit hohen Säulen aus Granit besteht. Im Inneren findet man einige schöne Kunstwerke, darunter eine Pietà von Simone Peterzano, einen Heiligen Ignatius von Giovanni Battista Crespi (il Cerano), eine Verklärung von Bernardino Campi und ein Herz-Jesu-Bild von Lucio Fontana.
Nicht zu übersehen in der Mitte des Platzes vor San Fedele ist eine große Bronzestatue (aus dem Jahr 1883): Diese stellt den Mailänder Schriftsteller Alessandro Manzoni dar, der ganz in der Nähe der Kirche wohnte. Tragisch sein Tod: Er starb im Jänner 1873, als er die Kirche verließ, unglücklich stürzte und sich dabei eine tödliche Kopfverletzung zuzog.
Chiesa San Simpliciano
Die Backsteinkirche San Simpliciano liegt an der Piazza San Simpliciano am Corso Garibaldi. Was man ihr auf den ersten Blick gar nicht ansieht: Die Basilika ist der frühchristlichen Zeit zuzuordnen und zählt zu den ältesten Kirchen der Stadt; Teile ihrer Außenmauern stammen noch aus dem 4. Jahrhundert.
In der dreischiffigen Hallenkirche gibt es dann einiges zu sehen: So etwa im rechten Querschiff das Gemälde „Niederlage von Cammolesi“ von Alessandro Varotari, in der Kunstwelt auch bekannt als il Padovanino. An der gegenüberliegenden Wand des Querschiffs sind „die Hochzeit der Jungfrau“ von Camillo Procaccini und ein Fresko mit der Kreuzabnahme eines lombardischen Meisters aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Besonders schön auch die beiden Kanzeln im Barockstil. Dann heißt es den Kopf in den Nacken legen: Im Apsisgewölbe befindet sich ein Fresko der „Krönung der Jungfrau“, ein Meisterwerk der Renaissance von Bergognone (1508). Einen Blick sollte man auf auf das hölzerne Chorgestühl mit den sorgfältigen Intarsienarbeiten werfen. Der Chor selbst ist darüber hinaus ein schönes Beispiel für sakrale Barockkunst. Und dann wandert man am besten die verschiedenen Kapellen entlang der Kirchenschiffe ab: Hier findet man wunderschöne Verzierung aus Barock, Rokoko und Klassizismus. Zuletzt noch ein unterirdischer Abstecher: Durch die Tür unter dem linken Chor geht es in die Sacello dei Martiri dell`Anaunia hinunter, eine kleine lateinische Kreuzbasilika mit halbrunder Apsis, winzigem Querschiff und kleiner Kuppel. Möglicherweise datiert das kleine Gebäude bereits aus dem 4. Jahrhundert.
Hinter der Kirche befinden sich die Gebäude des ehemals angeschlossenen Benediktinerklosters; heute befinden sich in den Kreuzgängen einerseits der Sportplatz der Pfarrgemeinde, andererseits wird einer davon als Innenhof der Theologischen Fakultät, die hier untergebracht ist, genutzt.
Leider mittlerweile Geschichte an der Piazza San Simpliciano (sondern nunmehr in Castelnuovo Berardenga nahe Siena in der Toskana zu finden): die charmante kleine Buchhandlung "Libreria del Mondo offeso". Eine schöne Erinnerung jedenfalls... und wer in Castelnuovo Berardenga vorbeikommt und so wie ich italienische Buchhandlungen liebt, sollte dort auf jeden Fall hinein schauen.
Chiesa San Giuseppe
Man läuft am Weg von der Scala ins Brera-Viertel vermutlich schnell mal vorbei an ihr, aber ein kurzer Abstecher in die Barock-Kirche lohnt sich allemal. 1607 wurde mit dem Bau begonnen, um 1630 herum wurde dieser abgeschlossen. Beeindruckend sind die großen Altarbilder; sie zeigen die Vermählung des heiligen Josef mit der Jungfrau Maria von Melchiorre Gherardini, den Tod des heiligen Josef von Giulio Cesare Procaccini, eine Darstellung der Heiligen Familie von Andrea Lanzani und eine Darstellung von Johannes dem Täufer von Stefano Montalti.
Chiesa Santa Maria del Carmine
Die aus dem 15. Jahrhundert stammende Kirche liegt zwischen dem Castello Sforzesco und dem Brera-Viertel auf der schönen, gleichnamigen Piazza del Carmine. Sie blickt bautechnisch auf eine bewegte Geschichte zurück und erhielt erst 1880 ihr heutiges Aussehen im gotisch-lombardischen Stil, ganz in Ziegel und Terrakotta. Beides leuchtet bei Sonnenlicht ganz besonders schön. Im Inneren sind dann einige schöne Malereien zu sehen, darunter Werke von Camillo Procaccini, Carlo Francesco Nuvolone und Carlo Fiamminghino. Schön auch der kleine Tempel auf dem Hauptaltar, der dem der Mailänder Kathedra nachempfunden ist. Unbedingt ansehen sollte man sich auch das Taufbecken (in der ersten Kapelle auf der linken Seite), das in neugotischem Stil von Gaetano Monti geschaffen wurde.
Den Einstieg in die 3-teilige Mailand-Reportage verpasst? Hier geht es zu Teil 1... und zu Teil 2.
Ein absolutes Mailand-Highlight: Die Villa Necchi Campiglio aus den 1930ern. (Tipp für Cineasten: Hier wurde "I am love" mit Tilda Swinton gedreht.)
Gut essen und trinken in Mailand? Das sind meine persönlichen Empfehlungen...
Und auch in Sachen Übernachtung gibt es einen Tipp: Nämlich das Hotel Savona 18 Suites.