• Geheimtipp Marken - eine Reise durch Mittelitalien (Teil 4)
    Urbino - die ideale Renaissancestadt

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Juni 2022

Sie liegt rund 35 Kilometer von unserem Urlaubsquartier Corte Campioli Hotel & Country House entfernt
und war ein absolutes Muss auf unserer Reise in die Marken: Die Heimatstadt des Malers Raffael, Urbino.
1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO erhoben – und das aus gutem Grund, wie wir finden. Denn Urbino
bietet viele kulturhistorische Highlights und ist eine Stadt wie aus dem Renaissance-Bilderbuch...

Heimatort des weltbekannten Malers Raffael, UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt, ein alles überragender Palazzo Ducale mit spannenden kunsthistorischen Beständen, lebendige Studentenstadt, Renaissance-Bauten wie aus dem Lehrbuch – es gibt viele gute Gründe URBINO auf seinen Reisezettel zu setzen, wenn man die mittelitalienischen Marken erkundet. Bei uns stand Urbino jedenfalls ganz oben auf der Liste, wohl aus all den zuvor genannten Gründen. Und, eines gleich vorweg gesagt, wir wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil. Einzig das Wetter hätte an diesem Tag Ende Juni etwas netter sein können, aber nein, der Wettergott hatte sich entschieden eine dicke, graue Dunstglocke über die Stadt zu setzen. Was Urbinos Schönheit aber um nichts minderte...

Unser Auto parken wir in der Garage unterhalb der Piazza Mercatale – und nachdem wir von hier aus kurz bewundert haben, wie mächtig und imposant Urbino sich da über unseren Köpfen erhebt, geht es  durch die Porta Valbona hinein in die Altstadt und die Via Giuseppe Mazzini bergauf, bevor wir nach wenigen Minuten links in die Scalinata San Giovanni abbiegen. Und da geht es richtig steil bergauf, über ziemlich viele Treppen, was für ein morgendliches Training. Aber unser erstes Ziel in der Stadt verdient jede Anstrengung, wie wir kurz danach feststellen...

Wer die Treppen erklommen hat, der wird mit einem ganz besonderen Kleinod belohnt: Dem Oratorio di San Giovanni (Via F. Barocci 31). Und all jene, die schon viel durch Italien gereist sind und unzählige gut erhaltene Fresken gesehen haben, werden hier ins Staunen kommen. So wie ich auch.

Ein bisschen sprachlos macht einen dieses Oratorio aus dem 14. Jahrhundert mit seinen farbenprächtigen und ja, ich würde sogar sagen atemberaubend schönen Fresken, die vom Brüderpaar Jacopo und Lorenzo Salimbeni aus San Severino Marche im Jahr 1416 geschaffen wurden. Spätgotische Kunst at its best. Man sollte sich Zeit nehmen dafür, die Augen wandern lassen über die Wände, die Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers auf sich wirken lassen. So viel gibt es hier zu sehen, dass man eigentlich gar nicht weiß, wo man beginnen soll: Pferde neben Falken, weinende Engel, Kinder, schöne Landschaften und Architektur-Ansichten wie auch detailreich gemalte Pflanzen. Und fast wirken die gut erhaltenen bzw. restaurierten Fresken so, als wäre 1416 gerade mal einen Wimpernschlag entfernt...

Und ja, auch der Blick aus dem Fenster des Oratorio auf Urbino und den imposanten Palazzo Ducale ist beeindruckend. Wer hier steht, der beginnt wohl auch ein bisschen zu verstehen, warum Urbino als die perfekte Frührenaissance-Stadt gilt. Einem Kunstwerk ähnlich erhebt sich Urbino auf einem Hügel. Backsteinmauern, Ziegeldächer, rötlich-braune Farbtöne dominieren. Beeindruckend erheben sich vor diesem Fenster auch Dom und der Palazzo Ducale (Herzogspalast), mit Kuppel, Türmen, mächtigen Fassaden. Und: wer durch die Straßen Urbinos streift, der stellt bald fest, dass die Stadtanlage des 15. Jahrhunderts weitgehend erhalten geblieben ist, nichts stört hier das historische Stadtbild.

Wer hier heraufgestiegen ist, der sollte auch noch einen Abstecher in das Oratorio di San Giuseppe (aus dem 16. Jahrhundert) machen. Mit der Schönheit des Oratorio San Giovanni kann es sich zwar nicht messen, aber auch hier findet man etwas, das man so vermutlich noch nicht gesehen hat: Eine große, im 16. Jahrhundert aus Alabaster geschaffene Krippe von Federico Brandani. Sie zeigt die Geburt Christi, an den Wänden sind verschiedene Stadtbilder zu sehen. (Es gibt ein günstiges Kombi-Ticket für beide Kirchen.)

Wer Neoklassizismus mag, wird die Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta vermutlich mögen. Mich lässt sie ein wenig enttäuscht zurück, auch wenn ich es gar nicht so genau benennen kann, warum. Vielleicht weil ich in Sachen Kirchen eher eine Freundin von Renaissance, Gotik oder üppigem Barock bin. 2016 war der Dom jedenfalls auch von dem furchtbaren Erdbeben in den Marken betroffen und beschädigt, mittlerweile aber wieder restauriert. Ein Schicksal, das der dreischiffige Dom schon einmal erlebt hatte, 1789, danach war er im neoklassizistischen Stil neu errichtet worden. Sehenswert sind jedenfalls die Kuppel und die Malereien des lokalen Künstlers Federico Barocci (1526-1612). Domschätze sind übrigens im benachbarten Museo Diocesano Albani zu finden.

Einen Abstecher machen wir dann auch noch in die gegenüber liegende Chiesa San Domenico. Auch sie finde ich im Inneren nicht sonderlich spannend. Wesentlich spannender der ägyptische Obelisk an der Piazza Rinascimento vor der Kirche: Eigentlich eine Hommage an den heidnischen Sonnengott, wurde sie schließlich um ein Kreuz ergänzt und so christianisiert. Das Kreuz war ein Geschenk von Papst Clemens XI. an seine Heimatstadt Urbino.

Es lohnt sich für Urbino einen ganzen Tag einzuplanen: Denn abseits der Hauptsehenswürdigkeiten sollte man auch durch die Straßen streifen und dieses Renaissance-Gesamtkunstwerk einer mittelitalienischen Stadt einfach mal aus sich wirken lassen. Zeit nehmen sollte man sich auch für den Palazzo Ducale, zwei bis drei Stunden mindestens. Warum, dazu gibt es später und zwar hier noch ein paar ausführliche Infos...

Obwohl die Renaissance in Urbino den Ton angibt, blickt die Stadt natürlich auf eine viel längere Geschichte zurück. Im 3. Jahrhundert v. Chr. von Römern kolonisiert, wurde die Stadt auf den zwei Hügeln über den Flusstälern von Foglia und Metauro im Mittelalter von germanischen Stämmen, aber auch dem Kirchenstaat und Adelsgeschlechtern dominiert. Ab 1444 herrschte dann Federico von Montefeltro in Urbino und er gilt heute als Prototyp eines Renaissancefürsten: Sein Geld verdiente er geschickt mit Krieg (als hochdotierter Söldnerführer) – und investierte es dann in seinen Palast, in Kunst, in die Stadt. Als gebildet, bibliophil und ein großzügiger Mäzen galt er und kein Wunder, so machte er Urbino und seinen architektonisch spannenden und für damalige Zeiten innovativen Palazzo Ducale schnell zu einem geistig-künstlerischen Zentrum der Frührenaissance. Die Stadt erlebte damals also ihre Blütezeit, auch nach dem Tod von Federico, denn sein Sohn Guidobaldo trat geschickt in seine großen Fußstapfen; auch er verstand es angesehene Wissenschafter und Künstler an seinem Hof zu versammeln. Aber, auch das weiß man ja, so eine goldene Zeit ist nicht von Dauer. Und so fiel Urbino 1631 an den Kirchenstaat zurück und es folgte eine Zeit, in der Urbino nicht gut dastand: Städtebaulicher Verfall und ökonomisch schwierige Zeiten gepaart mit geistiger Intoleranz setzten der Stadt zu. Auch der Palazzo Ducale blieb nicht verschont: Ein großer Teil des kostbaren Inventars wurde nach Rom verfrachtet.

Und dann hatte Urbino doch irgendwie wieder Glück und zwar in Gestalt von Papst Clemens XI. Er, der aus Urbino stammte, 1649 hier geboren wurde und seit 1700 auf dem Heiigen Stuhl in Rom saß, sorgte dafür, dass Urbino sich wieder erholen konnte. Unter seiner Ägide wurden Kirchen um- und ausgebaut, Gebäude saniert. Eine zweite Chance für Urbino also. Heute ist Urbino eine lebendige Kleinstadt, auch dank der 1506 gegründeten Universität, die immer noch viele StudentInnen in die Stadt zieht. Und von denen feiern an diesem Juni-Tag, als wir durch Urbino schlendern, zahlreiche ausgiebig ihren Studienabschluss; mit Familie und Freunden, Blumenkränzen im Haar und reichlich Confetti und Prosecco...

Was sollte man also noch in Urbino gesehen haben? Für Malerei- und Raffael-Begeisterte ist wohl die Casa Natale di Raffaello, die in ein Museum umgewandelt wurde, ein absolutes Must (Via Raffaello Sanzio 57). Wer von den steilen Gassen und Treppen noch nicht ermüdet ist, der sollte zum Parco della Resistenza vor der Fortezza Albornoz hinaufsteigen: Denn von dort oben hat man einen tollen Ausblick auf den Palazzo und die ganze Stadt. Dort befindet sich auch die Accademia di Belli Arti (Akademie der schönen Künste). Sehenswert auch das ehemalige jüdische Ghetto (Ghetto Ebraico, rund um die Via Stretta). Und auf jeden Fall, also wirklich jeden Fall, sollte man sich den Palazzo Ducale und die darin befindliche Galleria Nazionale delle Marche ansehen – und dafür auch mindestens zwei bis drei Stunden im Gepäck haben, es lohnt sich! Zum Palazzo Ducale-Beitrag geht es hier...

Und hier gibt es noch mehr Marken:

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Weil es der guten Ordnung halber erwähnt werden muss: Diese Reportage ist eine unbeauftragte, unbezahlte Werbung. Die Reisekosten wurden zur Gänze selbst übernommen.