Die Kathedrale von Valencia sollte auf jedem Besichtigungsprogramm stehen
und auch die Iglesia San Nicolás. Für Kunstaffine ist wohl auch das Museum der Schönen Künste,
die zweitwichtigste Kunstsammlung des Landes, ein Must. Es geht weiter durch die Stadt...
Auch in Sachen Kirchenarchitektur hat die Stadt so einiges zu bieten – vier in der Altstadt befindliche Kirchen sind in meinen Augen besonders schöne Exemplare und werden deswegen in diesem Beitrag vor den Vorhang geholt.
Die Kathedrale (La Seu), die ab 1262 und über mehrere Jahrhunderte hinweg – zuvor war hier eine Moschee gestanden – errichtet wurde, ist wohl ein Must für Anhänger:innen schöner Kirchenarchitektur und auch für Fans spanischer Malerei. Denn nicht nur ihre Architektur ist beeindruckend, sondern auch die Malereien von Goya, die in einer Kapelle zu finden sind.
Die Kathedrale hat drei Eingänge, wir haben die Kirche durch den barocken Eingang an der Placa de la Reina betreten. Für dessen Bau war übrigens ein österreichischer Baumeister, Konrad Rudolf, zuständig. Wer sich nun rechts hält, gelangt direkt in den Kapitelsaal, der ein ganz besonderes Highlight bereithält: Denn hier befindet sich ein Gefäß, das angeblich der mystische heilige Gral sein soll. Die Geschichte dahinter: Jesus soll beim berühmten letzten Abendmahl aus diesem mit Rubinen und Perlen besetzten Kelch getrunken haben. Weiters sollen darin, als er am Kreuz hing, einige Blutstropfen von ihm darin aufgefangen worden sein. Wie auch immer, seit 1437 wird dieser Kelch, der über Umwege nach Spanien gelangt sein soll, in der Kathedrale von Valencia aufbewahrt. Gral hin oder her, man sollte auf jeden Fall mal den Kopf in den Nacken legen und die das wunderbare gotische Sterngewölbe dieses Raums bestaunen – mein persönliches Highlight in dieser Kathedrale.
Besonders schön sind auch die 12 großen Malereien, die sich im Turm über dem Hauptaltar befinden. Bis vor rund 20 Jahren waren sie hinter einer barocken Holzverkleidung versteckt, bei Bauarbeiten stieß man dann unabsichtlich auf sie – wie das so oft passiert in historischen Gebäuden. Sie stammen aus dem Jahr 1843 und sollen damit in Spanien eine der ersten Renaissance-Arbeiten überhaupt sein. Ansehen sollte man sich auch die Kapelle der Adels-Dynastie Borja, die zweite Kapelle im rechten Seitenschiff. 1790 durfte sich hier Goya verewigen: Er wurde mit zwei Arbeiten beauftragt – das linke Bild zeigt Francisco de Borja, Abschied nehmend vor einer Reise, das rechte zeigt ihn, als er einen Sterbenden vor Dämonen schützt. Denn diese, so will es die Legende, wollen diesem gerade seine Seele rauben.
Wer Zeit hat, kann auch noch das Museum der Kathedrale besuchen – hier werden einige sehr sehenswerte Gemälde von Künstlern der Valencianer Schule, darunter Juan de Juanes oder Zurbarán gezeigt.
Einen guten Überblick über die Stadt kann man sich übrigens vom 68 Meter hohen, aber unvollendet gebliebenen Glockenturm der Kathedrale (Torre del Miguelete, „Micalet“) verschaffen. In 50 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform, der Zugang erfolgt vom linken Seitenschiff.
Durch eine kleine Brücke verbunden ist die Kathedrale mit der Basilica de la Mare de Déu dels Desemparats (Placa de la Mare de Déu) – und auch sie ist einen Besuch wert. Was erstaunt: Hier wird fast stündlich ein Gottesdienst abgehalten. Man muss also auch ein bisschen Glück haben bei der Besichtigung nicht in einen solchen hineinzuplatzen. Was ebenfalls auffällt: Hier sind zwar einige Tourist:innen, aber vor allem schauen in dieser Kirche viele Valencianer:innen vorbei, um der Schutzpatronin der Stadt, „Maria der Schutzlosen“ einen Besuch abzustatten und für sie zu beten. Im Hauptaltar befindet sich das Marienbild, das verehrt wird. Über rund 200 Mäntel verfügt die „Mare de Déu“ (Mutter Gottes), mehrmals pro Jahr, je nach Kirchenfest, wird sie umgezogen.
War man vorher im Dom, dann fühlt es sich hier nun geradezu intim an in dieser rechteckigen Basilika, deren Gebetssaal jedoch oval ausgerichtet ist. Und auch hier legt man den Kopf instinktiv sofort in den Nacken – und schaut hinauf zum von Antonio Palomino geschaffenen üppigen Deckenfresko. Zu sehen: Der göttliche Himmel, die heilige Dreifaltigkeit mit Gott, Jesus und dem Heiligen Geist. Darüber hinaus musizierende Engel und jede Menge Heiliger.
Und das sind sie auch schon wieder, die zuvor erwähnten Vergleiche: Viele sagen ja, dass die Iglesia San Nicolás die Sixtinische Kapelle von Valencia sei. Und ja, wer die Sixtinische Kapelle in Rom ein wenig kennt, der ist versucht zu sagen: hat was, dieser Vergleich! Aber wie auch immer, diese Kirche kann was. Zwar riskiert man einen steifen Nacken, weil man den Kopf hier wirklich sehr ausgiebig in ebendiesen legen muss, soviel gibt es in dieser Kirche zu sehen. Die übrigens gar nicht so leicht zu finden ist, durch einen schmalen Durchgang, an dem man leicht einfach vorbeiläuft, gelangt man von der Carrer dels Cavallers (Nr. 35) zu ihr. Aber: Diese auf das Besichtigungsprogramm zu setzen, hat sich absolut gelohnt.
Seit 2015 erstrahlen die barocken Deckenmalereien in komplett neuem Glanz. Zu sehen bekommt man in 12 Abschnitten das Leben und die Wunder der beiden Heiligen, die auch Namensgeber der Kirche sind: San Nicolás und San Pedro der Märtyrer. Leicht auszumachen ist z. B. auf der rechten Seite der Kirche (wenn man Richtung Altar blickt), wie Sankt Nikolaus drei Jungfrauen einen Sack voller Gold überreicht. Für eine Aussteuer hätte das Geld der Mädchen nicht gereicht und damit diese nicht ihren Körper verkaufen müssen, greift der Heilige Nikolaus ein. Nur eine von unzähligen Geschichten, die man entdecken kann, wenn man sich ein wenig Zeit dafür nimmt. Beeindruckende 2000 Quadratmeter Fläche sind hier mit Gemälden gestaltet. Besonders schön die in die Malereien eingearbeiteten fiktiven Öffnungen: Man hat das Gefühl, dass man durch diese direkt in den Himmel blicken kann. Entworfen wurden die Deckenmalereien übrigens von Antonio Palomino, umgesetzt hat sie dann zwischen 1697 und 1700 sein Schüler Dionís Vidal. Funfact: Ich habe mich übrigens komplett in die zauberhaften hellrosa-farbenen Wolken, die wie Zuckerwatte aus dem Wiener Prater aussehen und auf denen sich Engel und andere tummeln, verliebt. Empfehlung: Hier unbedingt den Audioguide in Anspruch nehmen, der im Eintrittspreis inkludiert ist, so erfährt man sehr viele spannende Details und entdeckt auch, wo sich die beiden Maler in der Kirche mit einem Selbstporträt verewigt haben... (www.sannicolasvalencia.com)
Ein letzter Kirchentipp – denn auch sie ist irgendwie außergewöhnlich, die Iglesia de Santa Catalina (Placa de Santa Catalina). Komplett von Häusern umgeben, eine Bauweise, die man heute nicht mehr so oft sieht. Denn oft wurden solcherart angebaute Häuser aus optischen Gründen abgerissen. Im 14. Jahrhundert als gotische Kirche errichtet, wurde sie während des spanischen Bürgerkriegs in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts sehr schwer beschädigt. Fast hätte ihr der Abriss gedroht, aber dann entschied man sich doch zu einer Restaurierung. Interessant dabei: Die ursprünglichen gotischen Strukturen kann man, da sie nur sehr karg dekoriert ist, immer noch gut erkennen. Eine solcherart karg gestaltete Kirche ist nicht jedermanns Sache, mich hat sie mit ihrer Schlichtheit – was auch eine willkommene Erholung für das Auge zu all dem üppigen Barock in der Stadt ist – dann doch überzeugt.
Der Preis für die (meiner Meinung nach) schönsten Kirchentore geht dann noch an die Basilica del Sagrado Corazón de Jesús: Ihr Inneres blieb uns allerdings hinter den fest verschlossenen Türen verborgen...
Thema Museen: Auch hier hat Valencia mit rund 50 Exemplaren einiges zu bieten. Eines davon ist meiner Meinung nach besonders empfehlenswert: Mit dem Museum der Schönen Künste (Museu de Belles Arts, Calle San Pío V, 9; ganz in der Nähe des Turia-Parks gelegen) verfügt die Stadt – nach Madrid mit dem Prado – über das zweitwichtigste Kunstmuseum des Landes. Und dessen Besuch ist, zu unserer Überraschung, noch dazu gratis.
Neben einer großen Sammlung religiöser Malerei aus der Zeit der Gotik aufwärts, findet man hier Malerei bis ins frühe 20. Jahrhundert. Er war der große Maler-Sohn Valencias: Joaquin Sorolla. Und so wird hier natürlich auch ihm einiges an Platz gewidmet. Wenn man seine Malerei denn mal gefunden hat, denn das Museumsgebäude ist recht verwinkelt und das Leitsystem nicht sehr stark ausgeprägt. Hat man sich dann aber durchgefragt und sie tatsächlich gefunden, sieht man sofort, dass sich die Suche gelohnt hat: Der 1863 in Valencia geborene Impressionist weiß perfekt mit Licht und Schatten zu überzeugen, wie z.B. bei seinem Werk „Menschen in Gehröcken, die im Garten spielen“ (Öl auf Canvas). Aber auch andere spanische Maler:innen, von denen ich zugegebenermaßen zuvor noch nie etwas gesehen oder gehört hatte, überzeugen mich hier: Darunter Maria Sorolla Carcía, Josè Benlliure Gil, José Pinazo Martinez, Tomás Murillo Ramos oder Antonio Esteve Senís. Aber auch Fans großer Namen kommen hier dank van Dyck, Velázquez oder Goya auf ihre Rechnung. Und nicht zuletzt sollte man auf keinen Fall den blaugetünchten Patio, der ein originalgetreuer Nachbau eines Innenhofs im Stil der spanischen Renaissance ist, verpassen („Der Innenhof des Botschafters Vich“). Und einen weiteren sehenswerten Innenhof gibt es zwischen den Museumsgebäuden, wo Palmen und tropische Pflanzen üppig wuchern, ein wunderschöner ruhiger Platz. (Dienstag bis Donnerstag von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet, Montag geschlossen; Eintritt gratis)
Wer den Anfang der Reportage verpasst hat, die vierteilige Valencia-Reportage nimmt hier ihren Lauf: Bienvenido a Valencia - Teil 1.
Hier geht es weiter zu Teil 3 der Valencia-Reportage: Beachlife & Trendviertel.
Was darf hier nicht fehlen? Ein Hotel-Tipp! Unsere Empfehlung: Das elegant-relaxte YOURS Boutique Hotel im trendigen Stadtviertel Ruzafa.
Gut essen in Valencia – hier gibt es ein paar persönliche Empfehlungen für Frühstück und Dinner in Ruzafa und El Cabanyal.